© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/12 20. April 2012

Axel Springers Kurs bis 1970: „Latent antiamerikanisch“
Anwalt nationaler Selbstbehauptung
(fm)

Sein schlichtes Weltbild bringt der Springer-Vorstand Mathias Döpfner gern auf die gegenintellektuelle Formel „Amerika, Israel, Marktwirtschaft“. Damit scheint er weiter den Kurs des 1985 verstorbenen Konzerngründers Axel Springer zu steuern. Wie eine Studie des Gießener Zeithistorikers Peter Hoeres über Springer und die „Transformation des deutschen Konservatismus in den 1960er- und 1970er Jahren“ belegt (Zeithistorische Forschungen, 4/2011), steht Döpfner mit seiner proamerikanischen und prozionistischen Hausphilosophie jedoch in einer eher jungen Traditionslinie. Denn Springer unterstützte mit seinen Blättern bis zum Ende der Kanzlerschaft Kurt Georg Kiesingers (1969) eine Politik, die von der US-Administration als „latent antiamerikanisch“ eingeschätzt wurde. Schon in der Adenauer-Ära taten sich Bild und Welt  mit Kritik an der Westintegration und an den Bonner „Atlantikern“ hervor. Hoeres betont zwar eine gewisse Uneinheitlichkeit publizistischer Interventionen Springers, doch unverkennbar habe er sich als Anwalt nationaler Selbstbehauptung profiliert, der zeitweise mit den Vorstellungen des „deutschen Gaullismus“  des von Armin Mohler und Marcel Hepp beratenen Franz Josef Strauß (CSU) übereinstimmte. Zunehmende atlantische Orientierung und Israel-Enthusiasmus lassen sich bei Springer erst als Reaktion auf „1968“ ausmachen. www.zeithistorische-forschungen.de

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