© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/12 13. April 2012

De fofftig Penns
Sprechgesang in Omas Mundart: Drei Jungs aus Bremen rappen auf Platt – mit wachsendem Erfolg
Andreas Ferber

Sie tragen neonfarbene Sonnenbrillen und weiße Reinigungsoveralls mit schwarzgelbem Sicherheitsklebeband. Aus den Boxen schnarrt Sprechgesang, untermalt von elektronischen Klängen – auf „Platt“. „De fofftig Penns“ sind in ihrem Element. Das Trio aus Bremen-Nord bringt die niederdeutsche Sprache an Orte, wo sie längst schon nicht mehr beheimatet ist – in Klubs, Diskos und Lokale, wo sich junge Leute amüsieren. Selbstbewußt verstehen sie sich als die erste plattdeutsche Elektro-Hip-Hop-Band. Klingt gut, auch wenn „Fettes Brot“ schon anderthalb Jahrzehnte zuvor mit Mundartreimen reüssierten.

  Tatsächlich könnte man Torben Otten, Jakob Köhler und Malte Battefeld  als die unehelichen Kinder von „Fettes Brot“ und „Deichkind“ bezeichnen. Die „Brote“ landeten bereits 1995 mit „Nordisch by Nature“ einen Volltreffer und rappten mit Hilfe von „Der Tobi & das Bo“ auf „Platt“. „Deichkind“ begeisterten ihr Publikum jahrelang mit ausgefallener Bühnen-Kleidung aus Kunststoffen, nachdem sie sich vom reinen Hip-Hop zum Elektro weiterentwickelt hatten.

„De fofftig Penns“ rappen jedoch konsequent auf niederdeutsch. Auf technische Innovationen reagieren sie mit sprachlicher Kreativität. So heißt das Mobiltelefon bei ihnen: „Ackersnacker“. Der Spaß steht bei den Jungs, die 2003 in einem Schulprojekt Plattdeutsch lernten, immer im Vordergrund. Die Idee, das Lied „P.I.M.P.“ des US-amerikanischen Rappers „50 Cent“ auf plattdeutsch umzuschreiben, legte den Grundstein für das Projekt und gab der Gruppe den Namen. Den schlechten Wechselkurs zu „50 Pfennig“ erklären die Bremer zudem mit dem „Küsten-Snack“: „Beter fofftig Penns as gor nix.“

Das erste Konzert fand erst sechs Jahre später im „Plattdeutschen Zentrum“ beim Kirchentag in Bremen statt. Mittlerweile gibt es neben Adaptionen von  „Fettes Brot“ oder „Nachlader“ auch eigene Werke. Gefördert durch das Kultusministerium, zogen die Elektro-Rapper bald durch die Schulen Niedersachsens. Die Schüler zeigten sich begeistert, wenn die Vorführung auch nicht gleich jeden dazu animierte, „Platt“ zu lernen oder zu sprechen. Das gängige Publikum sei sonst zwischen 18 und 35 Jahren alt, sagen die Elektro-Rapper. Im Ausland konnten sie ihren Platt-Rap auch schon präsentieren. 2009 traten die Bremer beim „Liet international“ auf, einem Festival für Minderheitensprachen im niederländischen Friesland.

Die Sprache, die der „plietsche Torbän“, der „kommodige Jaykopp“ und „Riemelmeester Malde“, wie sie sich selbst nennen, zu ihrer Renaissance verhelfen, liegt den dreien einfach am Herzen. Dabei kannten sie „Platt“, wie viele junge Norddeutsche, eigentlich nur noch von ihren Großeltern. Wobei das Verstehen ihnen oftmals leichter fiel als das eigene Sprechen. „Was wir nicht machen können, ist Plattdeutsch zu retten, aber wir können plattdeutsch rappen“, sagt Malte.

Daß die drei Rapper inzwischen als Botschafter der niederdeutschen Sprache wahrgenommen werden, zeigt die Vergabe des Heinrich-Schmidt-Barrien-Preises im Februar. Die Auszeichnung wird seit 2000 an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Erhaltung der Mundart verdient gemacht haben. Damit stehen die Jungs von der „Waterkant“ in einer Reihe mit namhaften Preisträgern wie Gerd Spiekermann, dem Ohnsorg-Theater oder Ina Müller.

 www.defofftigpenns.de

Foto: Nordisch frisch: Die Platt-Elektro-Hip-Hopper Torben Otten, Malte Battefeld und Jakob Köhler (v.l.n.r.)

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