© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/12 13. April 2012

Unanständiges Vergnügen
Latma: die wohl einseitigste, aber auch witzigste Satiresendung im israelischen Fernsehen
Burkhard Berthold

Statt zu studieren hat Rachel Hirshfeld in New York lieber Latma geschaut, ihre Lieblingsserie aus ihrer Heimat. So hat es die israelische Journalistin gerade in einem Beitrag auf „Kanal 7“ verraten. Latma – das ist eine außergewöhnliche Satiresendung. Sie ist politisch so unkorrekt, daß dem deutschen Zuschauer, der rechtes Kabarett nicht kennt, die Ohren schlackern.

Schon die Moderatoren wären hier unmöglich: Zwei Schauspieler geben ein zerstrittenes Paar. Einen knurrigen Quoten-Konservativen, der nie zu Wort kommt, und eine – man muß es sagen – ebenso hübsche wie strohdumme Fortschrittlerin.

Bevorzugte Opfer der beiden sind linke israelische Politiker, der ewig unrasierte Ahmadinedschad, der grimmige Putin, der größenwahnsinnige Erdogan, der ständig bekiffte Berater des US-Präsidenten, Uno, Nato und Araber allgemein.

Auch mit rechten israelischen Politikern geht die Sendung ins Gericht. Bibi Netanjahu beispielsweise ist für Latma zwar nicht zu links, aber zu lasch. Der Höhepunkt jeder Sendung ist ein Lied, für das ein Popsong umgedichtet wird. „Sexbomb“ von Tom Jones in „Iranian Bomb“ (iranische Bombe) etwa oder „Jingel Bells“ in „Djihad Bells“.

Spiritus rector der Sendung ist Caroline Glick. Hauptberuflich ist bei der Jerusalem Post beschäftigt, der englischsprachigen Tageszeitung. Ihre Artikel verfaßt sie mit einer Schärfe, daß sie niemals Gefahr läuft, mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels beworfen zu werden.

Als Journalistin bleibt sie jedoch stets innerhalb der Grenzen des guten Geschmacks. Doch genau diese überschreitet sie mit geradezu unanständigem Vergnügen an der Spitze von Latma.

Latma. Viele Folgen der israelischen Sendung sind bei Youtube mit englischen und wenige mit deutschen Untertiteln zu sehen. www.latma.co.il (Hebräisch)

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