© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/12 13. April 2012

Die deutsche Solarindustrie geht unter
Sonnen­finsternis
Markus Brandstetter

Wie erzeugt man für eine Million Euro Strom aus Solarmodulen? Indem man zwei Millionen Euro an Subventionen hineinpulvert. Dieser alte Witz ist in den letzten zehn Jahren Wirklichkeit geworden. Mit 100 Milliarden Euro an Subventionen hat der deutsche Steuerzahler die Solarindustrie erst geboren, dann aufgepäppelt und nun bis zum Ende künstlich ernährt. Und was ist das Resultat? Ein Massensterben der einstigen Vorzeigeunternehmen und das Ende vom Traum der Energiewende.

Hier ist das „Who’s who“ der deutschen Solarpleiten: Den Anfang macht die Solon SE aus Berlin, die im Dezember 2011 in die Insolvenz geht. 942 Arbeitsplätze und 815 Millionen Euro Umsatz werden vernichtet. Die Firmenreste kaufen Inder, die bei Technologieramsch zu Billigpreisen begeistert zugreifen. Nur Tage später erwischt es Solar Millennium, wo 235 Mitarbeiter, 74 Millionen Euro Umsatz, ein geldgieriger Ex-Chef und Scharen blauäugiger Kleininvestoren daran glauben müssen. Im März 2012 folgt Solarhybrid aus Brilon, wo „nur“ 70 Mitarbeiter und 144 Millionen Euro Umsatz betroffen sind, auch wenn die Subventionen, die in dem Unternehmen versenkt wurden, mehr ausmachen, als sämtliche Gewinne. Anfang April 2012 leistet Q-Cells seinen Beitrag zum freiwilligen Massenselbstmord. Hier gehen eine Milliarde Umsatz und fast 2.400 Arbeitsplätze flöten, was eine ganze Region samt ihrer Bewohner  in Mitleidenschaft zieht. Sechs Totalpleiten gab es bislang. Conergy und Phoenix Solar leben noch, sind aber zu „Pennystocks“ verkommen.

Noch gibt es in Deutschland sieben größere Solarunternehmen und einen Kranz von Maschinenbauern drum herum – aber auch die werden über kurz oder lang um ihr Überleben kämpfen. Die Zukunft der Solarindustrie liegt nämlich in China. Dies zeigt, wo die gutgemeinte, aber schlecht umgesetzte Allianz von Staat und Wirtschaft hinführt: in den Ruin. Und die nächste Katastrophe kommt bald. Sie heißt Windkraft.

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