© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/12 06. April 2012

Zeitschriftenkritik: Emma
Überall nur Frauenhasser
Ellen Kositza

Anhängern von Verschwörungstheorien sagt man nach, daß sie paranoid seien. Zumindest liegt ihrem Verfolgungswahn meist ein extrem vereinfachendes Welt- und Geschichtsbild zugrunde. Was immer entgegen eigener Wünschbarkeiten passiert: Schuld ist eine zielgerichtete Konspiration des Feindes. In der aktuellen Ausgabe der Emma hat man (hier: frau) ein neuerliches Komplott aufgedeckt: Die „Verschwörung der Frauenhasser“. Aufgedeckt wird, daß männliche und weibliche Journalisten und Wissenschaftler ihre „frauenfeindlichen Ideologien“ und „Haßtiraden“ nun bereits in „geachteten Blättern“ verbreiten. Porträtiert werden als „Wortführer der Anti-Emanzipation“ beispielsweise Michael Klonovsky, Volker Zastrow und selbst Patrick Bahners; als „Mittäterinnen in der 2. Reihe“ finden sich Steckbriefe von Gabriele Kuby („Maria-Fan“) und der geschaßten Goslarer Frauenbeauftragten Monika Ebeling, die es gewagt hatte, in ihrem Amt auch die Belange von Männern und Jungen berücksichtigen zu wollen. Die Frauenhasser seien extrem gut vernetzt. Fast alle hingen mit fast allen zusammen und streuten ihre „Sprüche“ auch in Blättern wie „JUNGE FREHEIT, Sezession und eigentümlich frei.“ Herausgefunden hat man etwa, daß Oberleutnant Martin Böcker – von ihm waren keine misogynen Artikel auffindbar – nicht nur Chefredakteur der Münchner Uni-Zeitung Campus sei, sondern auch in der Sezession schreibe und „gute Kontakte“ zum Institut für Staatspolitik pflege. Dort aber sei die schlimme Schrift „Die Frau als Soldat“ erschienen. Andere Autoren wie Bahners und Zastrow seien als brandgefährliche Einzelgänger anzusehen, „eine Art Sniper, der aus dem Hinterhalt zielt“.

Zu Wort kommt der 26jährige Genderforscher Hinrich Rosenbrock, der von den gefährlichen „Maskulisten“ sogar als „Beta-Mann“ beschimpft wurde und davor warnt, daß „tendenziell maskulistische Journalisten an Schlüsselpositionen in den Medien“ sitzen. Frauen- und Betamänner-Feinde schreckten vor nichts zurück, in „meinem Fall wurde zum Beispiel behauptet, in meiner Expertise gebe es kein Methodenkapitel.“ Sein Ratschlag: Beta-Männer und weibliche Opfer des verbreiteten Frauenhasses sollten sich „zu fünft oder sechst“ verabreden und derart gewappnet in „entsprechende Foren gehen“.

Jenseits des elfseitigen Titelthemas ist die neue Emma-Nummer wie gewöhnlich eine Spur anspruchsvoller als andere Zeitschriften, die sich explizit an ein weibliches Publikum richten. Keine Diätrezepte, keine Frisurtips, wenig Mode, sieht man vom hübschen Artikel „Frankreich, erwache!“ aus Barbara Sichtermanns Feder über Jeanne d’Arc („Die Rechte ist stolz auf sie, die Linke hüstelt verlegen“) ab. Teils nett das Dossier zum Thema Frauen & Studium, speziell die Artikel über Naturwissenschaften. Interessant flankierend zur Hauptsorge (Editorial: „Wir waren fassungslos über das Ausmaß ihrer Connections und die Topplazierungen dieser ausgewiesenen Feministinnen-Hasser“) liest sich manche Kleinanzeige in der Sparte Frau sucht Frau: männerfeindl/krit/atheist/rational/humorvoll/ arbeibtsl sucht Pendant für Freundsch. Evtl. mehr.

Kontakt: EMMA Frauenverlags GmbH, Bayenturm, 50678 Köln. Das Einzelheft kostet 9,80 Euro, ein Jahresabo für vier Ausgaben 39 Euro. www.emma.de

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