© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/12 30. März 2012

Leserbriefe

Zu: „Der Überstrapazierte“ von Thorsten Hinz, JF 13/12

Es dürfte spannend werden

Wenn es zutrifft, daß bei den Rücktritten Köhlers und Wulffs die offiziell verlautbarten Gründe nicht die entscheidenden waren, dann dürfte die Präsidentschaft von Gauck zu einem permanenten Balanceakt geraten.

Sie dürfte eine ständige Herausforderung an seine Person sein, ein Konflikt zwischen seinem Wollen, dem noch Verantwortbaren und den Zwängen des Eingebundenseins deutscher Innen- und Außenpolitik in ein fremdgesteuertes globales Kräftefeld. Denn im Falle Köhler wie – erstaunlich genug – auch im Falle Wulff ging es wohl eher um ein für die eigentlichen Spielmacher unkalkulierbares Risiko bei der Zustimmung zu den Ungeheuerlichkeiten eines Euro-Rettungsschirmes. Jeder der beiden dürfte auf seine Weise, der eine als erfahrener Banker, der andere als Jurist, seine Bedenken bei der Unterschrift gehabt haben. So nimmt es nicht wunder, daß unsere verantwortlichen Funktionsträger sich jetzt unwohl fühlten bei der coupartigen Aufstellung des unberechenbaren Kandidaten Gauck, den sie aus parteipolitischen Zwängen nicht mehr verhindern konnten.

So könnte der neue Präsident allein durch seine Person und seinen Anspruch an das Amt auch zu einem Erkenntnisgewinn für unser Land beitragen, zu einem Ausleuchten unserer absichtsvoll im Dunkel gehaltenen Souveränität, unserer Selbstbestimmung in Fragen existentieller nationaler Interessen in der Realität eines de facto besetzten Landes: Uns stehen spannende Zeiten bevor.

Dr. med. Horst A. Hoffmann, Kiel

 

Es besteht berechtigte Hoffnung

Joachim Gauck ist ein charakterstarker Politiker, der fest auf dem Fundament des Christentums steht. Eine Wohltat in der gegenwärtigen politischen Landschaft, die von unfähigen Politikern und Wendehälsen geradezu strotzt. Er wird ein guter Bundespräsident sein. Es besteht nun auch berechtigte Hoffnung, daß er den chaotischen ESM-Vertrag nicht unterzeichnet und damit Deutschland und Europa vor dem Ruin rettet.

Herbert Gaiser, München

 

Wenigstens Rom noch katholisch

Nun, nachdem nicht nur die Bundeskanzlerin, sondern auch der Bundespräsident evangelische Protestanten aus dem Osten sind, ist es mir eine Genugtuung, daß wenigstens unser Heiliger Vater in Rom ein bayerischer Katholik ist!

Hinrich Bahlmann, München

 

 

Zu: „Freiheit statt Quote“ von Birgit Kelle & „Die Gender-Legende“ von Michael Paulwitz, JF 12/12

Diskriminierung von Männern

In der von Unsachlichkeit und feministischer Ideologie geprägten Debatte setzen Birigt Kelle und Michael Paulwitz auf scharfsinnige Argumente und Fakten. Sie entlarven die Forderung nach der Frauenquote als das, was sie ist: ein lukratives „Sahnehäubchen“ für einen elitären Kreis von Frauen. Die Kollateralschäden – genannt seien nur die massenhafte Diskriminierung von Männern und die Aushöhlung der unternehmerischen Entscheidungsfreiheit – werden von fast allen sonstigen Medien gerne verschwiegen.

Michael Kempter, Stuttgart

 

 

Zu: „Es kann jeden treffen“ von Thorsten Hinz, JF 12/12

Wen die Götter verderben wollen

Epilog zur Causa Christian Wulff: Wen die Götter verderben wollen in diesem Land, den reichen sie durch an Bild und Spiegel zur „journalistischen Recherche“.          

Timo Beil, Bonn

 

 

Zu: „Mit Syrien und Simbabwe auf einer Stufe“ von Henning Hoffgaard, JF 12/12

Geschlecherquote im Gefängnis!

Da haben die UN-Inspektoren ja einen riesen Bock geschossen! Die hohe Zahl von Ausländern in deutschen Gefängnissen zu bemängeln ohne gleichzeitig auf die niedrige Frauenquote in diesen Anstalten hinzuweisen, ist Sexismus in Reinkultur! Also, wenn schon Sozialismus, dann richtig! Das heißt Einweisung von Quotenfrauen durch den obersten Sowjet nicht nur in sämtliche deutsche Dax-Vorstände, sondern auch in sämtliche deutsche Haftanstalten!

Klaus Buchwald, Augsburg

 

 

Zu: „Warten auf den Erstschlag“ von Philipp Gracht, JF 12/12

Es sind immer die Siegermächte

Seit Monaten trommeln uns alle Medien ins Gehirn, wie wahrscheinlich, gerechtfertigt, notwendig oder unabänderlich ein Überfall Israels auf den Iran ist. Bin ich wirklich der einzige, der sich noch an 1946 erinnern kann? Damals haben die Siegermächte die halbe noch greifbare Regierung des Deutschen Reiches gehenkt wegen der „Vorbereitung und Durchführung eines Angriffskrieges“. Damit würde es nie wieder Krieg auf der Welt geben! Hat es aber, die Siegermächte meist ganz vorne dabei.

Walter Held, Traunstein

 

 

Zu: „‘Wir nennen es nachgeburtliche Abtreibung’“, JF 12/12

Wider materialistische Axiome

An der Abtreibungsfrage zeigt sich beispielhaft, wie unsinnig, ja dumm die Utopie eines „weltanschaulich neutralen“ Staates ist. In der Tat hängt in dieser Frage alles – vom Bereich des Privaten bis hinein in den der staatlichen Gesetzgebung – davon ab, ob der Mensch als „Ebenbild Gottes“ gesehen wird (und seine Person folglich Mysterium bleibt) oder ob dieser Person – in der materialistischen Weltsicht Giubilinis und Minervas – nur insoweit Wert „zugemessen“ wird – schon das Wort ist verräterisch –, als ihr das Ende der eigenen Existenz als Verlust bewußt ist.

Euklid erkannte schon vor 2.500 Jahren, daß seine gesamte Geometrie nur von den Voraussetzungen (Axiomen) abhängt. Wehe jeder Gesellschaft, welche die materialistischen Axiome Giubilinis und Minervas übernimmt. Auch in Zukunft bleibt „das Wachhalten der Gottesfrage die erste und letzte Aufgabe der Christen“, wie es Andreas Lob-Hüdepohl jüngst in der Vierteljahresschrift Jesuiten („Die Welt nicht freiwillig räumen“, Heft 1/2012, Seite 2) formulierte.

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

 

Zu: „Fakten unerwünscht“ von Michael Paulwitz, JF 11/12

Ein Bundespräsident fürs Eisbein

Zu der aktuellen Integrationsstudie äußerte eine junge Türkin kürzlich im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen, daß sie und viele ihrer Landsleute und Glaubensgenossen sich vor den Deutschen ekeln, da diese Schweinefleich verzehren. Ein Ekel vor der Annahme deutscher Steuergelder zwecks Alimentation konnte bis dato allerdings nicht festgestellt werden.

Integration wird weltweit – mit nur einer einzigen Ausnahme – nie als Bringschuld des Gastgeberlandes, sondern immer als die des Einwanderers erachtet. Deshalb wünsche ich mir einen Bundespräsidenten, der mutig bekennt: Ja, Eisbein, Mettwurst, Grünkohl und Kartoffeln gehören zu Deutschland – Intoleranz, Zwangsheirat, Ehrenmorde und religiöser Fanatismus aber nicht.

Joachim Nöll, Siegen

 

Kolonialland zur Besiedelung

Die programmatischen Äußerungen und vertraglichen Vereinbarungen unserer Politiker zum Thema „Einwanderung“ und „Gastarbeiter“ belegen, was man davon tatsächlich zu halten hat. So heißt es in der deutsch-türkischen Regierungsvereinbarung vom 30. Oktober 1961 zur Vermittlung türkischer Arbeitnehmer nach der BRD: „Die Aufenthaltserlaubnis wird über eine Gesamtaufenthaltsdauer von 2 Jahren hinaus nicht erteilt.“ Dazu Hans-Dietrich Genscher in der Zeitschrift Das Parlament vom 27. Oktober 1984: „Wir sind kein Einwanderungsland.“

Mit demselben Satz äußerte sich Bundeskanzler Helmut Kohl in der ZDF-Sendung „Was nun, Herr Kohl“ am 13. April 1989, um beim Treffen der Unionsparteien in Irsee bei Kaufbeuren am 7. Mai 1991 zu wiederholen: „Die BRD darf nicht zum Einwanderungsland werden.“ – Alles Schall und Rauch. Tatsächlich haben alle Parteien des Bundestages Deutschland zu einer Art Kolonialland gemacht, freigegeben zur Besiedelung durch alle Völkerstämme dieser Welt.

Dr. Folkmar Schniewind, Dreieich

 

 

Zu: „Gruß aus der Gruft“ von Karlheinz Weißmann, JF 11/12

Zweifelhafte Jagderfolge

Seien wir froh, daß die Tatsache, einen Regierungschef einmal geohrfeigt zu haben, als Qualifikation für das höchste Amt in unserem Staat nicht ausreicht. Klarsfeld mag sich bei ihrer Aktion äußerst mutig vorgekommen sein, doch handelte sie sicher im Bewußtsein, mit einer milden Strafe davonzukommen. Wirklichen Mut hätte es erfordert, in die DDR-Volkskammer vorzudringen und Ulbricht, vielleicht auch später Honecker, zu ohrfeigen. Sie wäre dann allerdings auf Schloß Hoheneck gelandet.

Zudem sind Klarfelds Erfolge als sogenannte Nazijägerin recht zweifelhaft, zumindest die Behauptung, sie habe den Schlächter von Lyon, Klaus Barbie, in Bolivien ausfindig gemacht. Ich selbst lebte von 1969 bis 1972 in Bolivien und hielt mich oft in La Paz auf. Unbehelligt lebte dort in einer streng bewachten Villa in einem Vorort ein hochrangiger „Nazi“ – wie sich später herausstellte, war es Klaus Barbie. Nicht nur alle möglichen Geheimdienste, auch Regierungskreise in Deutschland dürften davon Kenntnis gehabt haben. Wenn Frau Klarsfeld es sich als Verdienst zurechnet, Barbie ausfindig gemacht zu haben, schmückt sie sich mit fremden Federn.

Horst Kube, Wittmund

 

 

Zu: „Auf Leben oder Tod“ von Robert Backhaus, JF 11/12

Teufel mit Beelzebub austreiben

Der Skepsis des Autors zum Thema Organspende kann ich nur beipflichten. Es ist eine bewußte Irreführung oder fahrlässige Behauptung, daß Organe, die zur Transplantation geeignet sind, dem Menschen nach dem Tod entnommen werden. Grundsätzlich sind nur solche Organe brauchbar, die dem lebenden Organismus – sprich: Menschen – entnommen wurden.

Der sogenannte Hirntod ist nichts anderes als ein Rechtfertigungsgrund zur Überwindung eines moralischen Dilemmas. Da es vermutlich nicht so viele Hirntote gibt, wie Organe gesucht werden, liegt zudem die Versuchung nahe, Menschen für hirntot zu erklären, die es gar nicht sind. Ich denke, daß die Transplationsmedizin mehr Probleme (vor allem auch soziale) aufreißt, als sie zu lösen verspricht. Da wird der Teufel mit Beelzebub ausgetrieben.

Holger Borgmann, Neu Darchau

 

Organbanken sind logische Folge

Den Autor Robert Backhaus verstört zutiefst die „Aussicht auf (...) riesige Tiefkühlmagazine“, die mit „geistbefreiten“ Organen aufwarten. Weiß er nicht, daß es schon seit 100 Jahren Blutbanken gibt zur Rettung von Menschenleben mit „geistbefreitem“ Blut? Das mag wie die Gabe lebensrettender Antibiotika „zur flachen Routine“ geworden sein und – Gott sei Dank – keine Entscheidung mehr „über Leben und Tod“. Die Entstehung von Organbanken wird der nächste logische Schritt sein, und ebensowenig wie in der Vergangenheit wird der medizinische Fortschritt deshalb „sämtliche ethische Schranken einreißen“, wie Backhaus prophezeit.

Prof. Dr. Dr. Hans E. Müller, Braunschweig

 

 

Zu: „Assimilation und Integration – Der kleine Unterschied“ von Rolf Stolz, JF 11/12

Gewollt, geduldet und gefördert

Wahrlich, die massenhafte Zuwanderung in die alte Bundesrepublik war kein Naturereignis, sondern gewollt, geduldet und gefördert von einer unverantwortlichen Politik. Dies offenbarten etwa die Auslassungen von Rita Süssmuth (CDU) oder Antje Vollmer (Grüne). Letztere erklärte 1992: „Der ethnische Nationenbegriff der Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts darf die Schwelle zum dritten Jahrtausend nicht überschreiten.“ Noch deutlicher wurde 1994 Süssmuth: „An die Stelle der ethnischen und kulturellen Geschlossenheit des deutschen Volkes sollte eine multikulturelle Gesellschaft treten.“ Solche Zitate zeigen die ideologischen Ursprünge einer Entwicklung, die zur gegenwärtig proklamierten bunten Republik Deutschland geführt hat.

Günter Wegner, Schwerin

 

 

Zu: „Stalins Versuchung“ von Detlef Kühn, JF 11/12

Neutralisierung war eine Finte

Mit der Verfolgung von Lenins Doktrin wollte Stalin die Sowjetisierung West- und Mitteleuropas über ein kommunistisches Gesamtdeutschland herbeiführen. Die Neutralisierung Deutschlands sollte dabei nur eine Finte sein. Adenauer hat – gewollt oder ungewollt – diese Absicht durch die Westbindung verhindert.

Reinhold Büttner, Nürnberg

 

Bis heute ohne Friedensvertrag

Gewiß war Stalin nicht über Nacht zum Freund der Deutschen geworden. Mit der Note im März 1952 wollte er ohne Zweifel seine Macht in Osteuropa festigen. Für die Deutschen aber bot sich die Chance für einen Friedensvertrag. Es wäre die Pflicht eines deutschen Kanzlers gewesen, das Verhandlungsangebot zumindest zu prüfen, statt es von vornherein als einen „Fetzen Papier“ abzutun. Auch wenn dem auf Westbindung bedachten Adenauer der deutsche Osten nicht besonders am Herzen lag, hätte er das ganze deutsche Volk im Auge haben müssen; also auch die „Brüder und Schwestern“ in der Sowjetzone, für die zu sprechen er sich sonst berufen fühlte. Mit dem Westpreußen Kurt Schumacher als Bundeskanzler hätte die deutsche Nachkriegsgeschichte wohl einen anderen Verlauf genommen. Ob Adenauer im Hinblick auf seine westlichen Freunde wirklich handlungsfähig war, wird eine offene Frage bleiben. Tatsache aber bleibt, daß wir bis heute ohne Friedensvertrag sind.

Rudi Helwing, Leipzig

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