© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/12 30. März 2012

Hermann der Franzosen
Dokumentationszentrum zur Schlacht bei Alesia eröffnet
(bä)

ALISE-SAINTE-REINE. Im Dokumentationszentrum mit Geschichtspark am historischen Schlachtort der Niederlage dreier römischer Legionen 9 n. Chr. bei Kalkriese nahe Osnabrück wird der Fokus – soweit ist man doch Europäer – weniger auf den im nationalistischen 19. Jahrhundert bis zur Kitschigkeit mythisierten Sieger Hermann den Cherusker, als vielmehr den Verlierer gerichtet, folglich spricht man auch von der „Varusschlacht“. Im französischen Ort Alise-Sainte-Reine nahe dem burgundischen Dijon käme man wohl kaum auf die Idee, den am 26. März eingeweihten Geächtnispark jemand anderem als dem „Ahnherrn“ Vercingetorix zu widmen, auch wenn dieser im Gallischen Krieg 52 v. Chr. eine vernichtende Niederlage erlebte und der Sieger mit Julius Cäsar ungleich prominenter war als Senator Quinctilius Varus. So präsentiert sich im „MuséoParc Alésia“ ein majestätisches „Centre d’interprétation“ des Schweizer Stararchitekten Bernard Tschumi als „Tumulus für Vercingetorix“. Natürlich wird auch hier die nationalistische Verklärung des Arvernerfürsten als „gallischer Vorfahr“ fleißig dekonstruiert. Eine Zerstörung dieses französischen Mythos ist in der 52 Millionen Euro teuren Anlage, die bis 2016 mit einem Museum ergänzt werden soll, jedoch nicht geplant.

 www.alesia.com

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen