© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/12 30. März 2012

Irak nach dem Abzug der alliierten Besatzer: Ethno-konfessionelle Fragmentierung
Latente Bürgerkriegslage
(wm)

Keine Nachrichten aus dem Irak sind nicht automatisch gute Nachrichten. Das Land, das nach der US-Intervention von 2003 bis 2007 in Blutbädern ohnegleichen versank, ist nach dem Anzug der Invasoren, der bis auf „Sicherheitsberater“ offiziell am 18. Dezember 2011 abgeschlossen wurde, keineswegs befriedet. Vielmehr sei die gegenwärtige Lage, so glaubt der Duisburger Politologe Jochen Hippler, durch gefährliche „ethno-konfessionelle Spannungen“ gekennzeichnet (Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, 1-2012). Vor allem in und um Kirkuk, das heißbegehrte Erdölzentrum im nördlichen Irak, sei mittelfristig ein Bürgerkrieg, ein „Ausbruch innerethnischer Gewalt“, möglich, der ernste Konsequenzen für das kurdisch-arabische Verhältnis zeitigen werde. Zumal Saddam Husseins Erben ohnehin nur einen fragilen Staat lenken und über ein eingeschränktes Gewaltmonopol verfügen. Denn die Bagdader Schalthebel bewegen ethnisch und konfessionell homogene Gruppen, die staatliche Macht als ihre Beute betrachten. Daher gehe die wichtigste Bedrohung der irakischen Stabilität nicht mehr von organisierten Aufständischen aus, sondern von der Fragmentierung der Gesellschaft und der politischen Klasse – „die ihrerseits zu einer Politisierung und Fragmentierung der Sicherheitskräfte“ führe.

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