© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/12 30. März 2012

Lesereinspruch

Wer sind wir?

Zu: „Grausame Vorstellung“ von Baal Müller (JF 12/12)

In gewisser Weise denkt auch Baal Müller in seiner Kommentierung zur Diskussion um „nachgeburtliche Abtreibung“ zu kurz. Ihm ist zu danken für die Erläuterung, wie paradox eine Fristenlösung, konsequent zu Ende gedacht, ist. Aber auch eine Indikationenlösung, wie sie von ihm befürwortet wird, muß zu Ende gedacht werden: Wer entscheidet, welcher Indikator Leben als „nicht lebenswert“ oder als für andere „nicht zumutbar“ bewertet?

Als gläubiger Christ nehme ich dahinter die alleinige Entscheidung Gottes wahr: Ein Leben, das er für den Menschen nicht mehr tragbar erachtet, wird von ihm beendet. So ist auch der ungeborene Mensch, der durch eine Vergewaltigung entstanden ist, der schwer krank ist, oder gesundheitliche Risiken für die Mutter birgt (drei Beispiele, die Müller nennt), schützenswert. Natürlich ist eine solche Einschätzung „aus der Ferne“ immer einfacher als für die Betroffenen. Am Ende steht aber die verbleibende Wahrheit: Da ist ein kleiner Mensch, von dem Gott will, daß er geboren wird – und wer sind wir, daß wir es besser wissen wollen?

Felix Honekamp, Dormagen

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen