© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/12 23. März 2012

Leserbriefe

Zu: „Vertragsfreiheit“ von Michael Paulwitz, JF 12/12

Was sind das für Richter?

In den letzten Jahren der DDR und in den ersten Jahren nach der Wende hatte ich ein Taxi-Unternehmen. In beiden Staaten hatte ich nicht das Recht, meine Fahrgäste entsprechend ihrer politischen Gesinnung anzunehmen oder abzulehnen. Ich mußte Personen mit FDJ-Hemd genauso befördern wie Jugendliche mit Springerstiefeln oder braunen Hemden. Und solange sie nicht mit Falschgeld bezahlten, war mir ihre Gesinnung auch egal.

Das hat sich jetzt mit dem BGH-Urteil geändert. Jetzt muß kein Bus- oder Bahnunternehmen mit diesen Leuten mehr einen Vertrag schließen, sprich: einen Fahrschein verkaufen. Das ist das Ende von Recht und Ordnung und der Anfang von Anarchie und Chaos. Was sind das für Richter, die unserer Demokratie beziehungsweise unserem Rechtsstaat den Todesstoß versetzen?

Erhard Jakob, Pulsnitz

 

 

Zu: „‘Eine heimliche sexuelle Revolution’“, im Gespräch mit Hedwig Freifrau von Beverfoerde, JF 11/12

Industrielle Frühsexualisierung

Auch ich bin der Meinung, daß wir unseren Kindern durch die „Frühsexualisierung“ einen Teil ihrer Kindheit rauben. Frau von Beverfoerde sieht das Problem aber zu einseitig, wenn sie die Ursache dafür allein im Sexualkundeunterricht an den Schulen vermutet.

In meiner fast 40jährigen Tätigkeit als Grundschullehrerin habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Frühsexualisierung schon lange – von der Gesellschaft kaum beachtet – von Industrie und Medien gesteuert wird. Dahinter stehen knallharte finanzielle Gründe. Zum Beispiel die Spielzeugindustrie: Während man die Buben mit Großmannssucht verherrlichenden Spielfiguren ködert, macht man das bei Mädchen mit der gar nicht altersgemäßen, schrill und sexistisch gekleideten Teenie-Kultpuppe nebst Zubehör für ein „lockeres“ Leben in Spaß und Luxus. Sie fehlt heute in keinem Kinderzimmer der Erstkläßler.

Abgesehen von den fragwürdigen Werten, die damit vermittelt werden, wird das Kind in eine Entwicklungsphase katapultiert, für die es noch gar nicht reif ist. Auch viele Kindersendungen des Fernsehens sind sexistisch aufgepeppt, ebenso die „Kindermode“ mit ihren lächerlichen Bikinis, Miniröcken, Absatzschuhen usw. für kleine Mädchen.

Angelika Röhnisch, Stein

 

Nur die Spitze des Eisbergs

Der von Freifrau von Beverfoerde couragiert aufs Korn genommene Sexualisierungsskandal an deutschen Schulen ist nur die Spitze des Eisbergs. Seit Jahrzehnten erfolgt eine staatspädagogisch erzwungene Entschämung. Kommt etwas an die Öffentlichkeit, verwirft man Kritiker dieser „Sexualerziehung“ mit dem Vorurteil, sie seien „zu prüde, zu verklemmt, nicht auf der Höhe der Zeit“.

Doch so harmlos ist die Betonung von Geschlechtlichem zum falschen Zeitpunkt nicht. Nach Sigmund Freud sind „Kinder, die sexuell stimuliert werden, nicht mehr erziehungsfähig; die Zerstörung der Scham bewirkt eine Enthemmung auf allen anderen Gebieten“. Der potentiell destruktive Zusammenhang zwischen Libido und Ethos war den Vordenkern der sogenannten „Sexuellen Revolution“ durchaus bewußt. Nicht zufällig forderten Freud-Schüler Wilhelm Reich oder Herbert Marcuse die völlige Enthemmung des Geschlechtlichen gerade auch an Bildungsanstalten: (seelische) Zerstörung als Grundlage zur Schaffung von etwas Neuem.

Beim Verfasser der Rahmenrichtlinien für hessische Schulen H.-J. Gamm lautete das 1971 so: „Wir brauchen die sexuelle Stimulierung der Schüler, um die sozialistische Umstrukturierung der Gesellschaft durchzuführen.“ Wer meint, unsere „alternativlose“ Schulpflicht würde nur zur Vermittlung objektiver und wertneutraler Bildung und Erziehung gebraucht, träume weiter. Daß Kinder und Eltern bei uns keinerlei Bildungsfreiheit besitzen, ist ein Pfund, mit dem gewissenlose Erziehungsideologen trefflich zu wuchern verstehen – spätestens seit 1938. Damals erhielt das deutsche staatliche Schulmonopol seinen Zwangscharakter. Wußte der Urheber jenes Reichsschulgesetzes (ein weiterer „Sozialrevolutionär“) doch genau: „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft!“ Welch eine Zukunft! Wer sich hier nicht wehrt, lebt wirklich verkehrt!

Jürgen Dudek, Archfeld

 

Eingriff in die Erziehungsrechte

Eine Gesellschaft, die alle Tabus abschafft, die insbesondere die Sexualerziehung ihrer Kinder fremden Einflüssen überläßt, ist bald am Endpunkt ihrer Kultur angelangt. Da sind neben Philologenverbänden auch alle Elternverbände aufgerufen, gegen diese, in ihre Erziehungsrechte grob und rechtswidrig eingreifende Bevormundung anzugehen.

Als unsere Zwillingsmädchen (Jahrgang 1959) neun Jahre alt waren, sollten die ersten modernen Sexualerziehungs-richtlinien in den Schulen umgesetzt werden. Die Kinder waren geschockt und wollten an dem Unterricht nicht mehr teilnehmen. Kurz darauf lasen wir in den Medien entsprechende Vorschläge, die besagten, Eltern sollten zur unverkrampften sexuellen Erziehung ihrer Kinder diese beim elterlichen Beischlaf zuschauen lassen. Durch den folgenden Sturm der Entrüstung verschwanden die Pläne wieder in den Schubladen. Doch wie wir jetzt erkennen, ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Statt Klassikern im Deutschunterricht sind nun Pornographie und Sadomaso-Kenntnisse gefragt: Wir haben es weit gebracht!

Margot Kaczmarek, Hasbergen

 

 

Zu: „Die Gender-Legende“ von Michael Paulwitz, JF 12/12

Jetzt gibt es den „Busenbonus“

Zu meiner Überraschung lese ich, daß es im öffentlichen Dienst eine sogenannte „relative Quote“ gibt, nach der bei gleicher Qualifizierung immer eine weibliche Person den Vorrang bekommt. Klingt eigentlich wie „absolute“ Quote. Aber halten wir uns doch nicht bei solchen Spitzfindigkeiten auf, nennen wir es schlicht und also jedermann verständlich einfach „Busenbonus“.

Hans Daxer, Marquartstein

 

Vervierfachte Weltbevölkerung

Die Dritte Welt und der Islam haben das Gender-Programm abgelehnt. Sie vermehren sich rasant, drängen nach Europa und ersetzen die gender-geschwächten Christen. Die Zahl der Deutschen hat sich seit 1900 nur leicht erhöht, während die übrige Weltbevölkerung sich vervierfacht hat. Ein guter Grund, sich vom Gender-Programm zu distanzieren.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: „Kandidatin aus Verlegenheit“ von Paul Leonhard, JF 11/12

Besser in Frankreich geblieben

Mit der Nominierung von Klarsfeld hat die Linke – nach dem vorangegangenen Schauspielerkasper – wieder ihre Auffassung von der Bedeutungslosigkeit dieses Amtes bekannt. Die Kandidatin Klarsfeld hatte außer ihrem Wissen um ihre Chancenlosigkeit, gepaart mit dem krankhaften Drang zur Erwähnung in den Medien – wegen einer Ohrfeige vor über 40 Jahren – bis heute keine Kraft aufgebracht, die Verbrecher der DDR-Diktatur zu ohrfeigen. Armselig, sie wäre besser in Frankreich geblieben!

Heinz Gutwasser, Köln

 

 

Zu: „Absurdes plausibel machen“ von Klaus Peter Krause, JF 11/12

Gesetz- und Verordnungszwänge

Der Autor stellt hier allen Hauseigentümern vor Augen, was ihr Eigentumsrecht in Deutschland noch wert ist. Hinter den politischen Verordnungs- und Gesetzesbeschlüssen zur „Klimarettung“ aus den Ministerien für Umwelt und Bau stehen Heerscharen von Lobbyisten, die zu den Beschlüssen drängen. Hintergründig geht es ihnen um Milliardeneinnahmen, die staatlich verordnet werden und zur persönlichen Bereicherung dienen.

Dies ist keine freie Marktwirtschaft mehr, wie sie von Ludwig Erhard erfolgreich eingeführt wurde, sondern ein Zwangs- und Kollektivsystem, das in einer staatlichen Enteignung und Entmündigung der freien Bürger endet.

Dieser Wahnsinn mit System begann mit dem Zwang, funktionelle Heizkessel gegen teurere und angeblich die Umwelt schonende Geräte umzutauschen. Darauf folgten – weil die Aktion finanziell erfolgreich war – die Öllagerstätten, das Einrohrsystem der Ölzufuhr, Außenwand-, Dach- und Kellerdeckenisolierungen, Rauchmelder, Abwasserkanaluntersuchungen, Legionellenkontollen, Feinstaubkontrollen, Gebühren für die Einleitung des Regenwassers von versiegelten Grundstücksflächen in den Abwasserkanal usw. usf.

In Deutschland gibt es 40 Millionen Wohnungen, deren Eigentümer und Bewohner nur zu geringem Teil zur wohlhabenden Klasse gehören. Viele könnten durch diese Zwangsmaßnahmen so belastet werden, daß sie verkaufen müssen oder im Sozialnetz landen.

Alfred Oestreich, Fulda

 

 

Zu: „Als die Deutschen weg waren“ von Sabine Haske, JF 11/12

Absolution für die Vertreibung

Dieser Roman spart die vorangegangene Vertreibung aus. Von meiner Mutter erfuhr ich, was sich damals tatsächlich abgespielt hat. Die polnischen Neuankömmlinge in Schlesien fanden vielfach alles andere als „leere“ Wohnungen und Häuser vor. Meine pflegebedürftige Urgroßmutter hat das Eindringen der Polen in ihr Haus nicht überlebt. Sie wurde getötet und nie begraben, da die Überlebenden sich in Sicherheit bringen mußten.

Ungezählte Mütter von Säuglingen und Kleinstkindern wurden aus den Häusern geworfen. Sie irrten mit den Kindern herum, hatten bald keine Milch mehr und mußten zusehen, wie die Kinder elend verhungerten. Die Mütter bettelten, aber die Polen zeigten kein Mitleid. Ich habe auch gehört, daß der selige Papst Johannes Paul II. für die Vertreibungssverbrechen Absolution erteilen ließ. Wie fühlt es sich an, schwerste Menschenrechtsverbrechen begangen zu haben und anschließend dafür die Absolution erteilt zu bekommen?

Sabine Kraiß, Würzburg

 

 

Zum Leserbrief: „Beten wir für Joachim Gauck“ von Winfried Pietrek, JF 11/12

Gibt es eine rechtliche Klärung?

Für mich ergibt sich eine Frage: Wer wäre denn die „First Lady“, wenn Gauck mit einer Frau verheiratet ist und mit der anderen zusammenlebt? Gibt es da eine rechtliche Klärung? Als Bundespräsident ist er ja keine Privatperson, bei der das Problem keine Rolle spielt. Wie sieht die JUNGE FREIHEIT das? Es ist ja ein Novum in dieser mit Vorbildwirkung behafteten, hervorgehobenen Stellung.

Ursula Böwe, Stendal

 

 

Zum Lesereinspruch: „Reine Heuchelei“ von Volker Wittmann, JF 10/12

Nukleare Wärme im Westen

Ich lebe seit über 60 Jahren in Frankreich. Meines Wissens nur einmal, vor über 15 Jahren, gab es einen Stromausfall, der einen großen Teil des Landes betraf und sieben Stunden lang andauerte. In den letzten Jahren kam es hingegen immer mal wieder vor, daß bestimmte Regionen nach Unwettern mehrere Tage lang keinen Strom hatten. Die Versorgungssicherheit durch Strom aus Nuklearkraftwerken wird durch solche Vorkommnisse jedoch nicht in Frage gestellt! Ganz im Gegenteil ermöglichte die Nuklearenergie den Franzosen, der großen Kälte im Februar 2012 standzuhalten.

Henri Peter, Paris

 

Einige Fragen zum Nachdenken

Den Kritikern der „Energiewende“ wird Heuchelei vorgeworfen. Geht es auch seriöser? Hierzu einige Fragen zum Nachdenken: Ist der Anbau von Energiepflanzen – in Deutschland bereits ein Fünftel der Ackerfläche – angesichts der hungernden Menschen in der Welt nicht menschenverachtend? Soll die restliche Kulturlandschaft in Deutschland mit weiteren bis zu 50.000 riesigen Windkraftanlagen zerstört werden? Wer akzeptiert eine solche Anlage direkt vor seiner Haustür? Warum soll die Forschung an zukünftigen Technologien wie Kugelhaufenreaktor, Schneller Brüter oder Kernfusion abgebrochen werden, ohne die Ergebnisse abzuwarten? Ist die Braunkohle – mit jetzt 5,5 Millionen Tonnen Mehrverbrauch zur Energiegewinnung – eine Lösung unserer Energieprobleme? Ist es der Zukauf von Kernkraftstrom aus dem Ausland? All das passiert derzeit in Deutschland. Es wäre deshalb zu wünschen, daß diese katastrophale Entwicklung zumindest überdacht und entsprechend berücksichtigt wird. In Anbetracht der Tatsache, daß Kernenergie weltweit zunehmend wichtiger wird zur Lösung des Bedarfs einer stark wachsenden Erdbevölkerung, muß sich der Leser fragen, wer hier tatsächlich heuchelt.

Dr. Gert Teska, Bobenheim am Berg

 

 

Zur Meldung: „Münchner Stadtrat gegen ‘Schwarzfahrer’“, JF 8/12

Der Mohr ist nichts mehr schuldig

Dem Münchner Stadtrat, der gegen den Begriff „Schwarzfahrer“ protestiert, zum Trost: Der Sarotti-Mohr hat seine Schuldigkeit getan – er wurde weißgewaschen.

Dagobert Jackisch, Braunschweig

 

 

Zu: „Gerecht und überfällig“ von Birgit Kelle, JF 8/12

Statt des Euro die Familie retten

Die Diskussion um eine Sonderabgabe für Kinderlose ist typisch für die zahllosen Fehler. Die eigentliche Ursache für das Demographieproblem besteht darin, daß Familien mit Kindern nicht genügend vom Staat unterstützt wurden. Ein einfaches Beispiel: Die steuerliche Absetzbarkeit von Kosten für die Kinderbetreuung ist restriktiver als für Beiträge zum Tierschutzverein. Die Verbesserung der Lage von Familien mit Kindern kann nur in mehr Förderung bestehen, statt dies als Vorwand für eine neue Abzocke zu nutzen. Ein winziger Bruchteil der Kosten für die „Euro-Rettung“ würde für eine sehr komfortable Familienförderung ausreichen.

Dr. Fritz Schwarz, Koenigswinter

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