© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/12 23. März 2012

Fünfzig Jahre Contra gegeben
Zur aktuellen Ausgabe des „Deutschlandjournals“ der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft, die 2012 ihr fünfzigjähriges Bestehen feiern kann
Hans-Joachim von Leesen

Seit fünfzig Jahren stellt sich die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) der immer weiteren Durchdringung unseres Gemeinwesens mit sozialistischem Gedankengut aus bürgerlicher Sicht entgegen. Im Vorfeld der 50-Jahr-Feier im Mai in Hamburg gab Anfang 2012 die SWG eine neue Ausgabe des Deutschlandjournals heraus, mit der Gegenposition aus konservativ-freiheitlicher Sicht, Beiträge zu Geschichtspolitik, deutscher Außenpolitik, Rechtsstaat und Rechtsschutz. An der Spitze steht der angesichts der Komplexheit knappe Beitrag des früheren FAZ-Wirtschaftsredakteurs Klaus-Peter Krause, der sich mit der Grundsatzfrage befaßt, wie es zu der heutigen Finanz- und Schuldenkrise gekommen ist und welche Rolle dabei die schwächelnde Euro-Währungsunion spielt. Eberhard Hamer vom Mittelstands-Institut Niedersachsen schaut über die Euro-Krise hinaus und ist besorgt, was wir antworten werden, wenn die Nachkommen uns einst auf unser teures Abenteuer der gescheiterten Währungsunion ansprechen.

Felix Schecke, der Vorsitzende der Region Hannover der SWG, hat seinen Beitrag unter das Zitat von Ernst Jünger gestellt „Wenn alle Werte unserer Kultur zerstört sind, dann werden auf den verlassenen Altären Europas die Dämonen hocken“. Er beschreibt die Auflösungserscheinungen der deutschen Identität mitsamt der Religion, hat aber wenig Hoffnung, weil der Wille, sich dagegen zu wehren, fehlt.

Ein Zeitzeuge schildert Ereignisse, die im übrigen Deutschland fast unbekannt sind: Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühten sich unter Ausnutzung der deutschen Notlage dänische nationalistische Kräfte, den nördlichen Teil Schleswig-Holsteins abzutrennen und Dänemark zuzuschlagen. Nicht zuletzt wegen der verteilten Lebensmittel an jene Deutschen, die sich auf die dänische Seite schlugen, gelang es ihnen, in einigen Jahren fast 100.000 Schleswig-Holsteiner zu veranlassen, die dänische Partei zu wählen. Der Bericht schildert, wie sich die deutschen Gegenkräfte formierten und die dänische Verführung zurückdrängten.

Der stellvertretende Vorsitzende der SWG, Oberst a. D. Manfred Backerra, trägt in seinem Aufsatz Kenntnisse zusammen, die Historiker wie Stefan Scheil, Walter Post, Franz Uhle-Wettler, Joachim Hoffmann oder Heinz Magenheimer in jahrzehntelanger Forschungsarbeit gesammelt und veröffentlicht haben. Aus ihnen geht hervor, daß die antideutsche Propaganda-Floskel von dem deutschen „Überfall“ auf die „friedliebende, nichtsahnende Sowjetunion“ als widerlegt gelten kann. In einem weiteren Beitrag kritisiert Backerra, daß von der grundgesetzlich garantierten Meinungsfreiheit keine Rede sein kann, und belegt seine ernüchternde Schlußfolgerung mit zahlreichen bemerkenswerten Beispielen. An die Stelle der pluralistischen Gesellschaft sei eine „die Menschenwürde mißachtende Intoleranz des politisch Korrekten“ getreten, die jeden Abweichler sozial stigmatisiere und ausgrenze.

Hans Heckel, Redakteur der Preußischen Allgemeinen Zeitung, der sich nicht zuletzt durch seine ironischen Wochenrückblicke einen Namen gemacht hat, geißelt die Schwäche der Deutschen und fragt, welche Gründe Ausländer haben sollten, sich in die von den Deutschen selbst als belastet gesehene deutsche Gesellschaft zu integrieren.

Lesenswert ist besonders der abschließende Artikel des Erlanger Philosophen Harald Seubert, der die Bedeutung der modernen bürgerlichen Identität erläutert, die das Fundament eines freiheitlichen Konservatismus bilde.

Das „Deutschland-Journal“ ist gegen Einsendung eines Fünf-Euro-Scheines pro Exemplar für Versandkosten und Schutzgebühr erhältlich bei der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft, Postfach 26 18 27, 20508 Hamburg. www.swg-hamburg.de

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