© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/12 23. März 2012

CD: Triarii
Hier sind Drachen
Nils Wegner

Neben dem eher enttäuschenden neuen Album der Österreicher von „Kreuzweg Ost“ (JF 11/12) gibt es von der internationalen, martialischen Musikfront auch Positives zu vermelden. Das deutsche Einmannprojekt „Triarii“, benannt nach der elitären dritten Schlachtreihe der römischen Heeresordnung, zählt zu den Flaggschiffen des Martial Industrial. Pünktlich zum Leipziger „Neofolk-Rauhnacht“-Konzert in der Silvesternacht bot Christian Erdmann, der Kopf hinter Triarii, zum ersten Mal sein neuestes Werk feil. Das Mini-Album „Exile“ schaltet im Vergleich zum vielbeachteten Vorgänger „Muse in Arms“ in Sachen Militanz einen Gang zurück. Der einzigartigen Atmosphäre eines jeden Triarii-Tonträgers tut das jedoch keinen Abbruch – eine kristallklare Produktion und der gewohnte Bombast bleiben Markenzeichen.

Im Gegensatz zum thematisch ähnlichen „Flowers from Exile“ der luxemburgischen Formation ROME (JF 33/09) mutet die Triarii-CD nicht emotional klagend an, sondern wie ein trotziges Bekenntnis zu absichtlicher Abgeschiedenheit. So prangt im Einband des Albums die lateinische Phrase „Hic sunt dracones“, die metaphorisch für den Aufbruch ins Unbekannte steht.

„Monstranz“ leitet das Album mit einer kuriosen, an das Warten auf einen Konzertbeginn erinnernden Szene gedämpften Murmelns und Füßescharrens ein. Die einsetzende Musik mausert sich schnell zu einer pompösen, düsteren Verklanglichung des Gefühls von Weite, etwa angesichts eines Unwetters über der See. Das folgende „Emperor of the Sun“ ist ein typisches Triarii-Lied: Wuchtige Marschtrommeln, Fanfaren, Streicher und die dämonisch verzerrte Stimme Christian Erdmanns treiben die Melodie voran. Dabei ist das Stück weniger aufpeitschend als vergleichbare Werke, wirkt jedoch majestätischer. Das Titellied „Exile“ erscheint dagegen fast schon wie ein Trauermarsch. Sein tragisch-heroischer Charakter paßt zum Gesamteindruck einer stolzen Hinnahme der eigenen Einsamkeit im Sinne des amor fati.

Mit „Iron Fields“ wird es dann wieder martialischer. Das monotone Grundmotiv bildet eindrucksvoll eine das Land niederwalzende Kriegsmaschinerie ab; leise gregorianische Choräle fügen eine apokalyptische Note hinzu. Das Spiel einer Querflöte liegt über dem düsteren Fundament und erinnert an das ältere Triarii-Lied „Victoria“, doch wird der Krieg hier als ewig wiederkehrende Menschheitsgeißel dargestellt. „Stadt der Jugend“ ist ein Verweis auf Erdmanns neue Wahlheimat Landsberg am Lech, in der NS-Zeit mit eben diesem Namen versehen. Mit einer verzerrten Rede Baldur von Schirachs im Hintergrund und stürmischen Fanfarenklängen wird ein Eindruck vom „Kampf der jungen Generation“ vermittelt, deren Unbedingtheit sie noch gegen Kriegsende in den Tod führte. Nach diesem militanten Höhepunkt wird es zum Ende hin wieder ruhiger: „Heimkehr“ steht als Antithese zu „Exile“ und „Solemn Vigil“ im Zeichen des Andenkens an einen gefallenen Soldaten; das Stück ist von einer niederschmetternden Tragik, trägt jedoch auch ein Racheversprechen in sich.

Mit „Exile“ ist Triarii ein kurzes, doch gewichtiges Werk gelungen, das Maßstäbe setzt. Wer den militanten, theatralischen Klang liebt, kommt an dieser CD nicht vorbei.

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