© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/12 16. März 2012

Frisch gepresst

Diktatorenfrauen. Über Eva Hitler, geborene Braun, dürften selbst geschichtlich Uninteressierte durch Guido Knopp & Co. mittlerweile bestens informiert sein. Clara Petacci, deren Leiche im gleichen Todesjahr 1945 zusammen mit der von Benito Mussolini in Mailand kopfüber aufgehängt zur Schau gestellt wurde, ist vielen durch den Film „Claretta“ mit Claudia Cardinale ein Begriff. Nadeschda Krupskaja, die Ehefrau Lenins, dürfte hingegen nur unter Absolventen des DDR-Schulsystems eine größere Bekanntheit haben. Sie sind allesamt eher kein Grund, Diane Ducrets ersten Band über „Die Frauen der Diktatoren“ zu kaufen. Neuwert bieten dagegen etwa die Porträts der baskischen Journalistin über die Frauen an der Seite von António Salazar, der Portugal von 1932 bis 1968 autoritär regierte. Eine von ihnen, die aus Flandern stammende Christine Garnier, soll ihre Kontakte als französische Journalistin sogar für geheimdienstliche Zwecke genutzt haben. Das macht neugierig auf Band zwei, der sich unter anderem der weiblichen Entourage von Saddam Hussein, Bin Laden und Ajatollah Chomeini widmet, bislang aber nur auf französisch erschien. (fis)

Diane Ducret:    Die Frauen der   Diktatoren.            Ecowin-Verlag, Salzburg 2012,          gebunden, 352 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro

 

Gerhard Polt. „Ohne uns gäb’s dich gar nicht“, sollen heitere Stammtischbrüder eines CSU-Ortsverbands dem Kabarettisten Gerhard Polt einst schulterklopfend zugerufen haben. In der Tat: Die Quasi-Staatspartei liefert dem 1942 in München Geborenen seit seinem Karrierestart vor über drei Jahrzehnten die beste Inspiration. Der Literaturwissenschaftler Gerd Holzheimer hat nun eine Biographie seines Landsmannes vorgelegt, aus der Fans und Verächter reichlich Nektar saugen können. Dabei hat es Polt keineswegs nur auf die große Politik abgesehen, was seine berühmten Sketche über den „Nikolausi“ oder die „Mai Ling“ beweisen. Natürlich hat sich der grantelnde Bühnen- und Filmveteran vor allem auf das eingeschossen, was landläufig als typisch deutsches Spießertum gilt: Scheu vor dem Fremden gepaart mit vorurteilsbeladener Engstirnigkeit. Dennoch ist Polt dabei viel weniger grobschlächtig als sein zeitweiliger Bühnen- und Filmpartner Dieter Hildebrandt. (vo)

Gerd Holzheimer: Polt. Die Biographie. Verlag Langen Müller, München 2012, gebunden, 255 Seiten, Abbildungen, 19,99 Euro

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