© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/12 16. März 2012

Aufgeschnappt
Schützen blasen zum Rückzug
Matthias Bäkermann

Genausogut könnten wir durch einen dunklen Tunnel laufen“, zitiert die Rheinische Post letzte Woche den Zweiten Schützenchef Ulrich Köppen. Die Maßnahme seines Schützenvereins St. Sebastianus Oberbilk, mit der Montags-Schützenparade im August nicht mehr durch die Düsseldorfer Ellerstraße zu ziehen, löste heftige Diskussionen aus. „Der Grund ist, daß in besagtem Viertel kein Interesse mehr an unserem Umzug besteht. Der Ausländeranteil dort ist einfach zu hoch“, so Köppen. Doch auch wenn Oberbilk mittlerweile „zum Schmelztiegel fremder Kulturen wird“, müsse „man hier dagegenhalten“, kritisiert Anwohnerin Sigrid Liethen. Schnell offenbart der öffentliche Disput, was die wahren Gründe des Ortswechsels sind. Die Gegend östlich des Bahnhofs, wo im Straßenbild zwischen islamischem Bestattungsinstitut und „Café Mamounia“ arabische Schrift und Kopftuch Trumpf sind, ist bei den Schützen vor allem wegen Pöbeleien junger Marokkaner gefürchtet, die marschierende Kompanien, deren Traditionen bis ins Mittelalter zurückgehen, als „nationalistisch“ beschimpfen.

Doch aufkeimende Vorwürfe von Ausländerfeindlichkeit parierend, rudert der Vereinsvorstand kurz darauf wieder zurück: Offiziell stellt man plötzlich fest, „daß es solche Konflikte nicht gegeben hat!“ Die Verlegung der Strecke habe nichts „mit Geringschätzung bestimmter Bevölkerungsgruppen“ zu tun.

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