© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/12 16. März 2012

Blick in die Medien
Tote Hose bei Bertelsmann
Toni Roidl

Der Bertelsmann-Konzern geht auf Einkaufstour. Die Konzerntochter BMG Rights Management kauft für einen zweistelligen Millionenbetrag die Firma „R2M Music“, die Rechte an Musiktiteln verwertet, meldet das Handelsblatt. R2M verwaltet 12.000 Musikstücke, darunter fast sämtliche Lieder der „Toten Hosen“, die die Band seit 1996 veröffentlicht hat.

Da schau her. Die berufsjugendlichen Punk-Rebellen sind mal angetreten, um der Kommerzialisierung der Rock-’n’-Roll-Subkultur das Genick zu brechen. Frech hatten sie das Hunde-Maskottchen im Logo der Plattenfirma EMI als Gerippe dargestellt und sich als subversive, authentische Straßenjungs zelebriert. Lang ist’s her.

In diesem Jahr begehen die Düsseldorfer Millionäre ihr 30. Jubiläum als Musiktruppe. Da wird der Name endgültig zum Programm. Schließlich muß man einmal an den Lebensabend denken und der soll auch für Punkrentner angemessen sonnig ausfallen.

Wo man doch schon so viel Gutes geleistet hat, darf man auch ruhigen Gewissens einen warmen Geldregen von der bösen „Industrie“ annehmen. Immerhin unterstützen die „Hosen“, wie ihre Freunde sie liebevoll nennen, ansonsten willig alle Arten linker Protestvereine, von Pro Asyl bis zur Anti-Atom-Demo. Da müssen die Fans der Independent-Musik jetzt mal kulant ein Auge zudrücken.

Die ebenso in Würde ergrauten Ewig-Punker „Die Ärzte“ werden 2012 ebenfalls als Band drei Jahrzehnte alt, müssen aber wohl noch auf einen potenten Konzern als Käufer ihres Lebenswerkes warten. Kapitalisten, habt Mitleid!

Inhaltlich harmonieren Punk und Bertelsmann übrigens bestens miteinander. Die Bertelsmann AG zählt zu den Unterzeichnern der unsinnigen „Charta der Vielfalt“; die Bertelsmann-Stiftung versteht sich als „Förderin des gesellschaftlichen Wandels“. Darauf paßt doch perfekt die alte Punk-Parole „No Future!“

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