© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/12 09. März 2012

Aufgeschnappt
Wege derer, die irregehen
Matthias Bäkermann

Christentum reicht nicht. Ulrich Egerer vom Amateurchor MGV Ludwigsburg wollte 2009 das Thema „Frieden und Verständigung“ in einem musikalischen Großprojekt behandelt wissen und regte seinen Musikerkollegen Tilman Heiland, Leiter des Kammerchors Leinfelden-Echterdingen, zur Komposition an. Heraus kam nun das 90minütige Oratorium „Dona nobis pacem“, das anders als beim gleichnamigen Stück Mozarts „Gedichte und religiöse Texte aus verschiedenen Kulturkreisen“ vertont.

Unter Schirmherrschaft des früheren Bremer SPD-Bürgermeisters Henning Scherf präsentieren 160 Chormitglieder, dazu gesellen sich 80 Kinder und ein 65köpfiges Jugendorchester, die Uraufführung ihres multireligiösen Werkes am 10. März in der Ludwigsburger Friedenskirche. Wie die Fellbacher Zeitung vergangene Woche berichtet, singt sich der Chor gerade ein. Damit die Sänger den fünften Satz auf arabisch richtig aussprechen, unterweist sie Heiland pedantisch: „Das ‘h’ bei Allah ist ein leichtes Gaumen-‘ch’.“ So läßt sich die 1. Sure „Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes ...“ auch richtig singen. Daß der islamische Gott in einer evangelischen Kirche gepriesen wird, dürfte allenfalls spitzfindige Theologen stören oder nörgelige Muslime. Denn laut 1. Sure ist dies das Haus all jener, „die dem Zorn Allahs verfallen sind und irregehen!“

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