© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/12 02. März 2012

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Wir sind Präsident!“, JF 9/12

Mit frohem Sinn: Wulff dahin!

Zunächst bin ich sehr froh, daß Herr Wulff in die Wüste geschickt worden ist! Insofern gilt aber auch, das Augenmerk auf dessen problematisches Vermächtnis zu lenken. In unserer Gesellschaft ist kein Platz für eine islamische Kultur. Ich hoffe, Gauck wird sich als unabhängiger Geist klar dazu bekennen und dafür streiten, daß die Lösung dieses Problems nur durch die Assimilation der Immigranten gelingen kann. Wenn er sich dem bisherigen Konformismus und den Maulkorbzwängen in dieser Gesellschaft zu diesem Thema nicht unterwirft, kann er sehr viel zum Frieden der zukünftigen Generationen in Deutschland beitragen.

Dr. Manfred Weigelt, Emmerting

 

Die Kanzlerin war diesmal echt

Etliche Überschriften nach der Nominierung Joachim Gaucks waren negativ. Wo bleibt das Positive? Als ob „only bad news good news“ wären. Warum nicht: „Joachim Gauck Präsidentschaftskandidat der Deutschen. Einigkeit bei allen demokratischen Parteien“? So wäre es recht gewesen! Gewiß, es gab Diskussionen. Und die „realen“ Sozialisten blieben „draußen“, ebenso wie die „nationalen“. Doch beeindruckend die Bundeskanzlerin: Gaucks Lebensthema sei die „Idee der Freiheit in Verantwortung“. Dies verbinde sie als Ostdeutsche „bei aller Verschiedenheit“ mit Gauck. Das war echt.

Mehr über den Kandidaten lese man in seinen Lebenserinnerungen („Winter im Sommer – Frühling im Herbst“). Fast 70 Prozent aller Deutschen wünschen ihn sich als Präsidenten. Das ist doch was! Natürlich sollten die Menschen ihre Erwartungen nicht übertreiben. Doch ein bißchen Hoffnung darf schon sein. Kritik von Ewiggestrigen, denen die ganze Demokratie nicht paßt, oder von parlamentarischen Witzfiguren, die ihm übelnehmen, wenn er die Verstaatlichung von Banken „albern“ und die Äußerungen Sarrazins „mutig“ findet – geschenkt. Solch starke Worte, abseits schleimiger politischer Korrektheit, erhoffen wir uns künftig noch mehr.

Dr. Ernst-Manfred von Livonius, Schwielowsee

 

Bemerkenswert sauber

Die Vorstellung unseres zukünftigen und würdigen Bundespräsidenten hielt schon mindestens zwei bemerkenswerte Äußerungen parat. Zum einen, als Herr Gauck erklärte, daß er aus dem Taxi komme und noch nicht einmal gewaschen sei. Hier können alle Menschen unbesorgt sein, ein Joachim Gauck ist immer sauber, auch wenn er einmal nicht frisch gewaschen sein sollte! Zum anderen stellte Frau Merkel offen die Unterschiede zu Herrn Gauck heraus. Anders als die Kanzlerin, die aus einer systemkonformen linken DDR-Pastorenfamilie stammt, stand Joachim Gauck als Pfarrer vorn in der DDR-Bürgerrechtsbewegung.

Thomas Dietz, Lugau

 

Moralische Instanz fragwürdig

Ich empfinde es als ausgesprochen störend, daß ständig diese Vorschußlorbeeren verteilt werden. Ob Gauck seine unabhängige und manchmal auch unbequeme Haltung zu verschiedenen Fragen auch gegen die vereinigte Mediendiktatur der politischen Korrektheit zu behaupten weiß, werden wir noch zu gegebener Zeit feststellen.

Aber in einem Punkt bin ich bereits erschüttert: Daß die Medien, die Wulff in Bausch und Bogen verurteilten, ihm, dem ehemaligen protestantischen Pfarrer, den institutionalisierten Ehebruch durchgehen lassen und ihm als Bundespräsidenten sogar noch die Funktion einer moralischen Instanz zuweisen!

Bernward Ohm, Bonn

 

 

Zum Leserbrief: „Wirtschaftliche Gründe“ von Bernhard Engel, JF 9/12

Deutsche Reichsbahn ohne Ende

Die Mythen um den Begriff „Deutsche Reichsbahn“ in der DDR scheinen kein Ende zu finden, so auch hier. Zunächst konnte die Reichsbahn keinen Anspruch „auf das Vermögen der alten Reichsbahn erheben“, da bereits am 3. Januar 1947 die Sowjetische Militäradministration definiert hatte, daß „die Eisenbahn in der Sowjetischen Besatzungszone kein Rechtsnachfolger der Reichsbahn ist“ und daher „auch nicht die Schulden der Reichsbahn (...) übernehmen“ könne. Auch wurde durch die Beibehaltung nicht „der Widerstandskampf gegen den Faschismus“ gewürdigt. Abgesehen davon, daß die Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg Hauptleistungsträger der militärischen Logistik war, war es in der DDR durch Dekret verboten, den Namen im Bildungsbereich zu diskutieren.

Auch war der von der Reichsbahn der DDR betriebene S-Bahnbereich in West-Berlin kein „exterritoriales“ Gebiet. Aufgrund des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Forces-Gesetzes Nr. 52 in Verbindung mit dem Beschluß der Alliierten Kommandantur Berlin vom 23. August 1945 unterlag das Reichsbahngebiet in Berlin der Kontrolle, Weisung und Verwaltung durch die jeweils örtlich zuständige Militärregierung. Die Westalliierten überließen nur aus praktischen Überlegungen den Betrieb in den Westsektoren der von der sowjetischen Militäradministration eingesetzten „Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn“ und behielten sich jeden polizeilichen Einsatz auf diesem Gebiet vor. Die tatsächlichen, eher banalen Gründe für die Beibehaltung des Terminus werden in einer internen Expertise des Ministeriums für Verkehrswesen der DDR vom 1. Oktober 1963 genannt: Zum einen habe die bisherige Bezeichnung in der Arbeit der internationalen Eisenbahnorganisationen einen guten Ruf, zum anderen sei die Umbenennung mit erheblichen finanziellen Aufwendungen verbunden, die „gegenwärtig besser zur weiteren schnellen Stärkung in unserer sozialistischen Entwicklung verwendet werden“. Bernd Walter,

Königs Wusterhausen

 

 

Zu: „‘Der Traum vom Gottesstaat zerbricht’“, im Gespräch mit Hamed Abdel-Samad, JF 8/12

Der Suezkanal ist ein „Goldesel“

Genau: Der Gottesstaat ist ein Traum! Von Anbeginn wurden die Menschen in Ägypten von einer Elite geformt. Aus den vielen Gottheiten von einst wurde ein einziger Gott. Dieser sollte den Menschen in Ägypten zur Seite stehen und ihre Probleme zu lösen helfen. Das wäre der gedankliche Ansatz für den „Gottesstaat als Problemlöser“, nicht wahr?

Doch tatsächlich braucht Ägypten heute kein Öl, um sich politisch zu verwirklichen, es besitzt den Suezkanal! Der Wasserweg, sinnvoll genutzt, wird in absehbarer Zeit der „Goldesel“ für das Land bleiben. Diese durch Menschenhand erschaffene Einnahmequelle ist ein Beispiel dafür, wohin es führt, wenn „Gottheiten“ nicht im Spiel sind, sondern denkende und handelnde Menschen ihr Schicksal selbstbestimmt in die Hand nehmen.

Dieter H. Sommer, Bensheim

 

 

Zu: „‘Die haben null Ahnung’“ von Hinrich Rohbohm, JF 8/12

Durch Bomben „befreit“

Als Baby wurde ich durch alliierte Bomben von meinen Eltern „befreit“. Dresden steht für mich als Symbol für alle Bombenopfer. Deshalb bin ich sehr oft am 13. Februar in dieser Stadt. Ich bin jedesmal entsetzt, daß dort anstelle eines würdigen Gedenkens eine primitive „Hatz gegen Rechts“ staatfindet. Transparente wie „Harris, do it again“ oder der Ausspruch eines Pfarrers der Frauenkirche, „Dresden war keine unschuldige Stadt“, zeigen eine eisige Gefühlskälte. Die Polizei ist nicht in der Lage, einen friedlichen und genehmigten Trauermarsch zu sichern. Daß hier unser oberster Moralapostel, Wolfgang Thierse, nicht fehlen darf, versteht sich von selbst. Leider hat er dort noch nie verkündet, wann und wo er in der DDR gegen Mauerbau und Mauermord demonstriert hat.

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen

 

 

Zur Meldung: „Münchener Stadtrat gegen ‘Schwarzfahrer’“, JF 8/12

Meinung hat Wissen abgelöst

Herr Akman offenbart nur das Niveau, auf dem inzwischen Politik gemacht wird. Wenn man mit Quoten, wie in Nordrhein-Westfalen und Berlin, Herkunft vor Qualifikation setzt, werden solche Schildbürgerstreiche bald Politik und öffentlichen Dienst durchziehen. Was denkt Herr Akman denn erst über Schwarzbrenner? Inzwischen hat in Wissenschaft und Politik die Meinung das Wissen abgelöst, garniert mit Wohlfühlvokabular wie Willkommenskultur, Weltrettung und soziale Gerechtigkeit. Während die einheimische Kultur mit Lupe und Ablehnung seziert wird, sieht man darüber hinweg, daß zum Beispiel Moscheen hierzulande gerne nach Christenhassern benannt werden. Einen Dialog auf Augenhöhe gibt es zwischen den Interessengruppen der zugewanderten Kulturkreise und unseren Staatsvertretern ohnehin nicht, da wir keine Interessen vertreten.

Oliver Keller, Großbeeren

 

 

Zu: „Liberaler Kampf um das Fleisch“ von Marcus Schmidt, JF 8/12

Essen geschichtsvergessen

Auch im Dritten Reich gab es eine Art „Veggie-Tag“: Einen verordneten Eintopftag. Wie kann man nur so etwas Gleichartiges vorschlagen?

Udo Knau, Minden

 

 

Zu: „Der Weltklimarat irrt“ von Klaus Peter Krause, JF 8/12

Ideologisch verbildete Experten

Den Klimawandel gibt es seit Millionen von Jahren auf der Erde. Er ist der Normalzustand. So hatten wir bereits im 17. Jahrhundert eine kleine Eiszeit mit nachfolgender Erwärmung im 18. Jahrhundert. Es ist deshalb ein Hirngespinst, die derzeitige moderate Klimaveränderung auf den anthropogen verursachten CO₂-Ausstoß zurückzuführen. So ist der nicht vom Menschen verursachte, sondern aus natürlichen Quellen stammende CO₂-Ausstoß 15mal höher. Dazu kommt, daß der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre nur weniger als 0,04 Prozent beträgt. Ein solches Spurengas kann keinen maßgeblichen Einfluß auf das Klima nehmen. Verantwortlich ist seit eh und je fast nur die Sonnenaktivität. Alle anderen Hypothesen entspringen der Hysterie von ideologisch verbildeten sogenannten Experten und unfähigen Politikern. Geradezu unsinnig ist es, zu glauben, daß man bei dem Naturphänomen Erderwärmung durch menschliches Handeln den Temperatur-anstieg begrenzen kann. Gott sei Dank, es gibt noch Staatsmänner mit Vernunft, wie in den USA, China, Japan, Kanada und Rußland, die einen solchen Humbug nicht mittragen wollen.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „‘Wir sind basisliberal’“ von Saskia Ludwig, JF 8/12

Energiepolitik verantwortungslos

Ein ausgezeichneter Beitrag von Saskia Ludwig. Als ehemaliges, langjähriges CDU-Mitglied stimme ich den meisten Thesen zu. Eines allerdings hat mich letztlich dazu bewogen, diese Partei zu verlassen – und das kommt hier viel zu kurz. Es ist die radikale Kehrtwende hin zu einer verantwortungslosen Klima- und Energiepolitik. Die Grünen werden hier links überholt und die Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt.

Da spricht der CDU-Politiker Arnold Vaatz doch eine andere Sprache: In seinem Beitrag für das Europäische Institut für Klima und Energie (EIKE) vom 6. Februar 2012 wird diese teure und unsichere Energiepolitik als das beschrieben, was sie letzlich ist: ein Weg zur Beseitigung der Industrie und damit auch zur Verarmung großer Bevölkerungskreise – letztlich ein Weg in die Öko-Diktatur. Und das wird von einer Partei umgesetzt, die sich immer wieder auf Ludwig Erhard beruft. Es ist unglaublich.

Walter Faulenbach, Olpe

 

 

Zu: „System der Ausweglosigkeit“ von Herbert Ammon, JF 8/12

Im wesentlichen nichts Neues

Der Rezensent hat mich mit seiner ausführlichen Besprechung vor einem Fehlkauf bewahrt. Für einen Zeitzeugen und geschichtlich interessierten Leser ist hier nichts wesentlich Neues ersichtlich. Bis jetzt gibt es auch keinerlei Hinweis darauf, daß auf alliierter Seite irgend jemand bereit gewesen wäre, mit einer anderen deutschen Regierung zu verhandeln. Ein Punkt wird bei der Beurteilung des Durchhaltewillens, hier wie auch sonst, gänzlich außer acht gelassen: daß nämlich große Teile der Bevölkerung und natürlich alle Generäle das Ende des Ersten Weltkrieges noch genau in Erinnerung hatten, als England trotz des Waffenstillstandsabkommens die Hungerblockade noch monatelang fortsetzte. Nach Räumung der besetzten Gebiete war auch vom Selbstbestimmungsrecht der Völker, das von Präsident Wilson in seinen 14 Punkten proklamiert worden war, nicht mehr die Rede. Statt eines Verhandlungsfriedens gab es ein fatales Friedensdiktat.

Klaus Rehmann, Rathenow

 

 

Zu: „In Twitter-Gewittern“ von Marcus Schmidt, JF 7/12

Aus Stalins Propagandaküche

Nicht nur der vollständig ausgeschriebene Name weist die NSDAP als linke, sozialistische Partei aus. Wenn diese Partei aber eine sozialistische war, kann sie nicht faschistisch gewesen sein. Die Gleichsetzung von Sozialismus und Faschismus ist das erfolgreichste Stück aus Stalins Propagandaküche. Der Faschismus strebte eine ständisch geordnete Gesellschaft und Wirtschaft an, wie sie in der Franco-Diktatur Spaniens möglicherweise verwirklicht wurde. Sozialistische Neigungen waren diesem Regime aber gänzlich fremd. Der einzige gemeinsame Nenner von Franco, Hitler und Mussolini war ihr Antibolschewismus, der diese drei Ideologien im Spanischen Bürgerkrieg vereinte. Das bot dem Bolschewismus die propagandistische Gelegenheit, alle über einen Kamm zu scheren. Durch die Verwendung der Bezeichnung Faschismus statt Nationalsozialismus ließ sich die Namensähnlichkeit von Sozialismus und Nationalsozialismus vermeiden, die auch ein verräterischer Hinweis auf ideologische Verwandtschaft war.

Rainer Kroschewski, Haßloch

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