© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/12 02. März 2012

Höre die Dudelsäcke rufen, laut und voller Stolz
Auf den Spuren der schottischen Königin Maria Stuart: Wo sie zur Welt kam, wo sie aufwuchs, wo sie lebte, litt und starb
Ilona Dubalski-Westhof

Maria Stuart (ursprünglich Stewart), Königin der Schotten, äußerte kurz vor ihrer Exekution am 8. Februar 1587 auf der Burg Fotheringhay in England den prophetichen Satz: „In my end is my beginning.“ Wer war diese Maria Stuart? Jahrhunderte nach ihrem Tod werden Dichter, Denker, Künstler, Maler, Komponisten und Historiker nicht müde, sich mit ihrem Schicksal und ihrer Person zu beschäftigen. Noch heute gibt uns diese Königin Rätsel auf.

Möchte man mehr über diese tragische Figur der Geschichte erfahren, so bietet sich eine Reise nach Schottland an. Dort gibt es viele wunderschöne Orte, die in Verbindung zu Maria Stuart stehen und Besonderes über sie erzählen. Beginnen kann die Reise in Linlithgow, dem Geburtsort der Königin. Der Palast ist zwar nur noch als Ruine erhalten, er gibt aber eine eindrucksvolle Kulisse ab, wenn man ihn vom See aus betrachtet, wie er mächtig auf einer Anhöhe thront. Innenhof und Renaissancebrunnen sind noch erhalten. Der Palast wurde 1746 von den Engländern in Brand gesetzt, im Zuge der Niederschlagung des letzten Jakobitenaufstands.

Nicht weit von Linlithgow entfernt liegt, etwas östlich, die heutige Hauptstadt Schottlands, Edinburgh. Hoch über der Stadt, auf einem Fels erbaut, steht die wehrhafte Burg, Edingburgh Castle. Diese Burg hatte im Laufe der Jahrhunderte eine wechselhafte Geschichte. Hier wurde am 19. Juni 1566 Marias Sohn Jakob VI. von Schottland und I. von England geboren.

Verläßt man die Burg und wandelt entlang der Royal Mile bis zu deren Ende, stößt man auf Holyrood Palace, noch heute die offizielle Residenz der Königin, wenn sie Schottland besucht. Holyrood Palace erfuhr im Laufe der Zeit bauliche Veränderungen, doch sind die Zimmer, die Maria Stuart dort bewohnte, gut erhalten, und man kann die Stelle besichtigen, an der David Rizzio, Marias italienischer Sekretär, am 9. März 1566 brutal niedergestochen wurde. Über Edinburghs Nachbarstadt Stirling mit seiner wunderbaren Altstadt thront die Burg Stirling Castle. Hier wurden viele schottische Könige gekrönt, auch Maria Stuart, als sie knapp ein Jahr alt war. Die Burg wurde restauriert und erhellt das Leben der Marie de Guise, Marias Mutter, die von hier aus die Regierungsgeschäfte führte.

Nordöstlich von Stirling liegt idyllisch, in einem See gelegen, Inchmahome Priory. Hier weilte Maria Stuart als Kind, bevor sie ihre Reise nach Frankreich antrat. Dieses kleine Münster mit den Klostergebäuden der Augustinermönche ist leider auch nur noch als Ruine erhalten. Ebenfalls nordöstlich von Stirling befindet sich Lochleven Castle. Wir finden es inmitten eines der größten Binnenseen Schottlands. Auch hier treffen wir nur noch auf Ruinen, aber der Innenhof und ein Teil der Türme sind noch gut erhalten. Nachdem Maria Stuart 1567 gefangengenommen worden war, verbrachte man sie nach Lochleven Castle, wo man sie zur Abdankung zugunsten ihres Sohnes zwang.

Eine Sehenswürdigkeit besonderer Art ist Traquair House, das als ältestes bewohntes Haus Schottlands gilt. Im Grenzgebiet zwischen Nordengland und Südschottland gelegen, bestand Traquair House im Mittelalter nur aus einem Turm und wurde im Laufe der Zeit zu einem Herrenhaus ausgebaut. Dort kann unter anderem das Schlafzimmer der Maria Stuart samt selbstbesticktem Bettbehang sowie ihr Kreuz und ihr edelsteinerner Rosenkranz besichtigt werden. Eine besondere Attraktion ist das von Elisabeth I. ausgestellte Hinrichtungsurteil Maria Stuarts.

Fährt man in südöstlicher Richtung weiter, gelangt man in das hübsche Städtchen Jedburgh. Mitten im Zentrum befindet sich das Maria-Stuart-Haus, welches von der Königin im Spätherbst 1566 etwa sechs Wochen lang bewohnt wurde. Auf ihrer Reise nach Hermitage Castle machte Maria hier Halt. Sie wollte ihren 1. Leutnant James Hepburn, 4. Earl von Bothwell auf Hermitage Castle besuchen, weil dieser bei dem Unterfangen, einige Ruhestörer zur Raison zu bringen, im Gefecht verwundet worden war.

Hermitage Castle liegt etwa 25 Meilen südlich von Jedburgh. Hin- und Rückweg nahm die Königin als exzellente Reiterin an ein und demselben Tag auf sich. Doch auf dem Rückweg geriet sie in schlechtes Wetter, wurde von Kälte durchdrungen und bis auf die Haut durchnäßt. Sie erkrankte an einer heftigen fiebrigen Erkältung, die sie fast das Leben gekostet hätte. Jahre später soll sie geäußert haben, daß es für sie besser gewesen wäre, diese Krankheit nicht zu überleben. Das liebevoll restaurierte Haus läßt das Alltagsleben jener Zeit lebendig werden – mit den dazugehörigen Möbelstücken und vielen persönlichen Erinnerungsstücken Maria Stuarts.

Während ihres Aufenthaltes in der Stadt besuchte die schottische Königin auch Jedburgh Abbey, von dem Augustinerorden gegründet und nur noch als Ruine erhalten. Wenige Schritte vom Museum entfernt, sind jedoch noch große Teile der Abbey zu sehen.

Mehrere Male besuchte Maria Stuart Dunbar Castle. Die Burg, an der Südostküste Schottlands, 28 Meilen östlich von Edinburgh, auf einer ins Meer hineinragenden Landzunge gelegen, ist nur noch an den Steinen, die das Fundament bildeten, und an einigen aufgetürmten Steinen, die zum Turm gehörten, erkennbar. Am 24. April 1567 verbrachte Bothwell die Königin nach Dunbar Castle – als Teil seines Planes, sich die Königin notfalls gewaltsam gefügig zu machen, damit ihr nichts anderes übrigbleibe, als ihn zu heiraten. Dieses Vorhaben setzte er in die Tat um, und hierin lag für Maria sicherlich eine zutiefst demütigende Erfahrung.

Am 3. Mai 1567 kehrte sie nach Edinburgh zurück. Nach ihrer Heirat mit Bothwell besuchte sie Dunbar Castle noch einmal. Es wird berichtet, daß Bothwell hier seinen Plan für die Schlacht von Carberry Hill am 15. Juni 1567 schmiedete, die für Maria Stuart und ihre Gefolgsleute in einer Niederlage endete. Im Jahre 1568, nach der für Maria ebenfalls verlorenen Schlacht bei Langside am 13. Mai, ließ ihr Halbbruder der Earl of Moray die Burg als Zeichen seines Triumphs über die Königin zerstören. Obwohl nicht viel von der ursprünglichen Burg übrigblieb, kann man sich gut vorstellen, wie wehrhaft sie dort ausgesehen haben mag. Das Städtchen Dunbar ist zudem recht hübsch. Die beiden kleinen Häfen, direkt an der Burg gebaut, geben eine malerische Kulisse ab.

Alle geschilderten Orte sind eine Reise wert. Den Wandersmann erwarten eine atemberaubende Landschaft und geschichtsträchtige Gebäude, die Zeugnis ablegen vom dramatischen Leben und Sterben Maria Stuarts, der Königin der Schotten.

Foto: Linlithgow Palace im schottischen Linlithgow: Auf dem Schloß wurde Maria Stuart 1542 geboren

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