© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/12 24. Februar 2012

Schützenhilfe für „Das Amt“: Elitäre Bewußtseinslagen
Alles im europäischen Rahmen
(ob)

Nach der vernichtenden Generalkritik des Münchner Zeithistorikers Johannes Hürter am Bericht („Das Amt“) der von Joschka Fischer berufenen Kommission zur Erforschung der NS-Geschichte des Auswärtigen Amtes (JF 16/11) war ein Entlastungsangriff zugunsten dieser wissenschaftlich drapierten „Bewältigungs“-Literatur nur eine Frage der Zeit. Er wird nun vorgetragen von Neil Gregor, der sich sonst eher für den Nationalsozialismus als „politische Religion“ interessiert (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 11/12-2011). Der Brite preist das Werk einiger der „angesehensten Historiker unserer Zeit“ als gut lesbare, keine neuen Deutungen beabsichtigende Zusammenfassung, die mit dem harmoniere, was die „neueste Forschung“ über NS-Deutschland zu sagen wisse. Bemängeln will er nur den zu unreflektierten Umgang mit dem „Kontinuitätsnarrativ“. Wie die großindustrielle Elite seien die AA-Diplomaten durch die Siegermächte „Erfahrungen extremer Erniedrigungen“ ausgesetzt worden. Deren Berücksichtigung solle kein „Mitgefühl mit den Tätern“ erzeugen, sei aber unabdingbar, wolle man die „Bewußtseinslagen“ deutscher Eliten seit 1871 verstehen, die vielfach nicht aus dem europäischen Rahmen fielen, denke man an die „rassistisch begründete Verachtung kolonialer Ethnien“ im britischen Foreign Office.

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