© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/12 24. Februar 2012

Blick in die Medien
„Es war das teuerste Interview aller Zeiten“
Toni Roidl

Er war so etwas wie der deutsche Berlusconi: Vom Handwerkersohn zum Medienzar, vom Uni-Rausschmiß zum Kanzlerfreund und heimlichen Strippenzieher der politischen Bühne. Als Leo Kirch vor gut einem halben Jahr starb, hinterließ er ein unüberschaubares Trümmerfeld aus Firmen, Tochterfirmen, Subunternehmen und Beteiligungen – und jede Menge Ärger.

Sein größter Coup waren seine exklusiven Spielfilm-Deals mit Hollywood und wie er das ZDF damit am ausgestreckten Arm zappeln ließ. Seine größte Pleite war sein Dickicht an Bezahlsendern, für die niemand zahlen wollte.

Doch die Schuld an seinem Scheitern schob Kirch seinem Kreditgeber zu. Kirch wurde nicht müde, vor Gerichten zu behaupten, die Deutsche Bank habe ihn durch Äußerungen von Bankchef Rolf Breuer über Kirchs Kreditwürdigkeit in den Konkurs rasseln lassen.

Breuer hatte 2002 in einem Fernsehgespräch die Bemerkung fallenlassen: „Nach allem, was man darüber lesen und hören kann, ist der Finanzsektor nicht mehr bereit, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“ Zwei Monate später stellte Kirch den Insolvenz-antrag. Ob’s wirklich daran lag?

Breuer scheint nun müde von diesem Endloskrieg zu sein. Die deutschen Medien berichteten bereits, Breuer habe sich bereit erklärt, den Kirch-Erben 800 Millionen Euro zu zahlen. Wenn die Deutsche Bank tatsächlich überweist, wäre der Kirch-Konkurs nicht nur die größte Firmenpleite der deutschen Nachkriegsgeschichte, sondern Breuers Kredit-Klatsch wohl auch das teuerste Interview aller Zeiten.

Die Verhandlungen ziehen sich noch hin. Dennoch hat Ackermann bereits angekündigt, vor seinem Abschied im Mai „noch einige Rechtsstreitigkeiten lösen“ zu wollen. Es stünden noch ein paar Vergleiche an. Aha. Na, das klingt ja eher nach „Peanuts“.

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