© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/12 17. Februar 2012

Aufgeschnappt
Kulturelle Hintergründe
Matthias Bäkermann

Eine der zentralen Initiativen deutscher Innenminister ist es, mehr Polizisten mit ausländischen Wurzeln einzustellen. Besonders engagiert wirbt man in Nordrhein-Westfalen um „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte“, wie SPD-Innenminister Ralf Jäger zu Beginn der landesweiten Werbekampagne für die 1.400 freien Stellen beim Polizeinachwuchs für das laufende Jahr betont: „Ihre Sprachkenntnisse und kulturellen Hintergründe werden im Polizeidienst immer wichtiger.“

Dies bestätigt auch eine Reportage im Kölner Stadtanzeiger vom vergangenen Montag, die überaus wohlwollend den Oberkommissar Mehmet Karapinar („Max Mustermann der Kölner Polizei“) begleitet. Der türkischstämmige Karapinar, Mitglied eines Karnevalsvereins in der Voreifel, sei „für seine Dienstbehörde eine Bereicherung, weil seine Sprachkenntnisse im Einsatz oft deeskalierend wirken“. Wie sich das im Alltag des perfekt integrierten Polizisten darstellt, erinnert jedoch wenig an den unbestechlichen preußischen Schutzmann. Als der großgewachsene Beamte mit seiner Kollegin einen schwarzen Golf mit zwei nicht angeschnallten Personen kontrolliert, „drückt er ein Auge zu, kassiert nur die Hälfte der 60 Euro Strafe“, wie der Artikel explizit würdigt. Auch der Golf-Fahrer Yalcin findet das gut: „Wenn es mehr Migranten bei der Polizei gibt, fühle ich mich als Türke ein bißchen besser aufgehoben.“

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