© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/12 17. Februar 2012

Frisch gepresst

Totaler Krieg. Mit seiner 1935 veröffentlichten Broschüre über den „totalen Krieg“ konnte der unter dem Einfluß seiner zweiten Frau ins Sektiererische eingesponnene „Feldherr“ Erich Ludendorff (1865–1937) noch einmal in seriöse politische Diskussionen eingreifen. Der General komprimierte darin seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg, den die Feinde des Deutschen Kaiserreichs auch deshalb gewannen, weil sie es besser verstanden, ihre militärischen Machtmittel „total“, nämlich auch gegen die deutsche Zivilbevölkerung zu richten, die durch die englische Hungerblockade 700.000 Opfer zu beklagen hatte. Eine solche Radikalisierung der Kriegführung sei jedoch mitnichten, wie Ludendorff behauptete, das Signum des modernen Krieges. Dies gibt Martin Faust, mit Blick auf den Peloponnesischen und den Dreißigjährigen Krieg, in seiner kundigen Einleitung zur Neuausgabe des Büchleins zu bedenken. Seine Edition hat zudem Ludendorffs Text „um einzelne Äußerungen zur Judenfrage“ gekürzt und Dokumente zum „totalen Kriegseinsatz“ seit 1943 hinzugefügt, die mit dem US-Befehl zum Atombomben-Abwurf über Japan abschließen. (ob)

Erich Ludendorff: Der Totale Krieg. Mit Anhang: Theo-rie und Praxis 1943–1945. Winkelried- Verlag, Dresden 2011, broschiert, 157 Seiten, Abildungen, 14,95 Euro

 

Kampf im Rheinland. In der Reihe „Der Krieg von unten 1939–45“ des Helios Verlages hat Wilhelm Weiss Archive und Informationen der an den heftigen Kämpfen im Februar und März 1945 beteiligten Truppen ausgewertet. Sowohl ehemalige Wehrmachtssoldaten als auch vor allem Veteranen der 30th US Infantry Division ermöglichten eine lebendige und reich illustrierte Schilderung der deutschen Rückzugsgefechte im Rheinland zwischen Kerpen und Neuss, die an der Erft und im Ville-Gebiet eine letzte Front aufbauen wollten. Zumindest veranschaulicht diese Episode der sechswöchigen Kämpfe westlich des Rheins, die mit der US-Eroberung Kölns am 6. März und dem Rückzug der deutschen Truppen auf die rechtsrheinische Seite vier Tage später endeten, daß der Vormarsch der Amerikaner keinesfalls nur an von seinen niederrheinischen Landsleuten aus den Fenstern gehängten weißen Bettlaken vorbei stattfand, wie es Geobbels wütend im Führerbunker notierte. (bä)

Wilhelm Weiss: Westfront ‘45. Die Kämpfe in der Erft-Stellung zwischen Kerpen und Neuss. Helios Verlag, Aachen 2011, gebunden, 153 Seiten, Abbildungen, 23,50 Euro

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