© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/12 10. Februar 2012

Aufgeschnappt
Bunte Würgegriffe
Matthias Bäkermann

Im linksradikalen „Wohnprojekt Scherer8“ im Berliner Stadtteil Wedding ist man verunsichert und warnt: „Kommt nicht vorbei, es ist gefährlich!“ Die „üblichen aktionistischen Mittel“ seien nicht anwendbar, da die Gefahr für die etwa fünfzig „linken & emanzipatorischen BewohnerInnen“ diesmal nicht von „Bullen und Nazis“ ausgehe. Im Gegenteil: Die Polizei riefen die Hobbyanarchisten sogar ängstlich zu Hilfe, als vergangenen Sonnabend etwa dreißig mit Baseballschlägern bewaffnete „Heranwachsende“ vor dem Altbau auftauchten, Scheiben einschmissen, die engagierte Punkband verdroschen und Partygäste verscheuchten.

Geschickt hatte die Meute – wie das linke Netzportal indymedia hervorhebt: „alle mit Migrationshintergrund“ – vermutlich der polizeibekannte Ahmet A., „Präsident“ der kriminellen „Streetfighters“-Gang. Wie der Tagesspiegel am Montag berichtete, sei Grund des Disputs die „enorme Schutzgeldforderung durch die ‘Streetfighters’ gegen die Kneipe und den Infoladen des Hausprojektes“. Dies verweigerten die „Scherer8“-Kommunarden bisher, sind aber ob der weiteren Strategie uneinig. Während einige „nur durch Transparenz den Würgegriff des organisierten Verbrechens zu brechen“ glauben, scheuen viele davor zurück, sich wegen des Tätermilieus aus libanesisch-kurdischen Großclans „dem Verdacht der Ausländerfeindlichkeit auszusetzen“.

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