© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/12 10. Februar 2012

Meldungen

Hungerhilfe ist „süßes Gift“ für Eigeninitiative

BONN. Folgten sie mathematischen statt moralischen Maßstäben, müßten Hilfsorganisationen ihre Nahrungsspenden für die meisten Hungerzonen einstellen. Denn ein solches „Aushungern“ koste langfristig weniger Opfer als die durch Hilfslieferungen nur verlängerten Konflikte, die solche humanitären Katastrophen auslösen. Diese Einschätzung, so die Gießener Ernährungswissenschaftlerin Friederike Bellin-Sesay, sei zwar realistisch, lasse sich aber gegen die „moralischen Ansprüche des Westens“ politisch nicht durchsetzen. Trotzdem bestünde hier ein Teufelskreis. Denn solange es in Empfängerregionen wie Somalia keine stabile Staatlichkeit und keine Maßnahmen zur Gewährleistung struktureller Ernährungssicherheit gebe, blieben solche Hilfslieferungen vielfach „kontraproduktiv“, da einerseits die bei ihnen „versickernden“ Spenden die Konfliktparteien stärken und sie andererseits als „süßes Gift“ die Eigeninitiative der Empfänger lähmen (Ernährung im Fokus, 1/12). (kn)

 

Neuer Dienstleister im All: Galileo statt GPS

PRAG. Im Oktober 2011 sind die ersten beiden Galileo-Satelliten in ihre 23.260 Kilometer entfernte Erdumlaufbahn befördert worden. Im August soll das nächste Paar folgen, denen bis 2020 sich weitere 26 Erdbegleiter zugesellen. Dann ist der Aufbau des eigenständigen europäischen Satellitennavigationssystems abgeschlossen. Dann würde Europa unabhängig von den militärisch kontrollierten Systemen Glonass (Rußland) und GPS (USA). Überwacht wird Galileo, das „Europas Souveränität“ unterstreichen soll, im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen. Da die eingesetzten Atomuhren hochgenau sind, ist Galileo dem bislang weltweit in Autos und Mobiltelefonen genutzten GPS klar überlegen. Galileo ermöglicht exaktere Positionsbestimmungen, etwa für professionelle Endanwender in den Bereichen Vermessungswesen, Netzsynchronisation oder Flottenmanagement, (Luft- und Raumfahrt, 1/12). (ck)

 

Schleiereule: Goldgrube für neue Erkenntnisse

BONN. Seit 50 Jahren sei die Schleiereule eine „Goldgrube für neue Erkenntnisse“, konstatiert der Aachener Zoologe Hermann Wagner (DFG Forschung, 4/11). Nach intensiver Beschäftigung mit dem Raubvogel, der Geräusche hört, die zehnmal leiser sind als der leiseste vom menschlichen Ohr wahrnehmbare Ton, sollten bald innovative Anwendungen resultieren. So käme das Studium der Verarbeitung akustischer Signale im Gehirn der Schleiereule vielleicht der Hörgerättechnik zugute. Auch Aerodynamiker könnten Finessen lernen, die ihnen den Bau geräuschreduzierter Flugzeugtragflächen erleichtere. (bw)

 

Erkenntnis

„Diese Hast und diese Hetze und auch diese Unsicherheit unseres Lebens sind, wenigstens zum Teil, eine Folge der Entwicklung der Technik, vielleicht würde man auch sagen können: der Nützung der Kräfte unseres Planeten.“

Konrad Adenauer (1876–1967)

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