© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/12 10. Februar 2012

Meldungen

Deutsche Sprache im Ruhrpott auf Rückzug

Düsseldorf. Fast jedes vierte Kindergartenkind in Nord-rhein-Westfalen lebt in einer Familie, in der kaum bis gar kein Deutsch gesprochen wird. Insgesamt sind 108.000 der insgesamt 491.000 Kinder unter sechs Jahren betroffen, die sich 2011 in einer Kindertagesbetreuung befanden, ermittelte das Statistische Landesamt. Experten befürchten einen weiteren Sprachverlust im Sinne einer Abwärtsspirale. In Duisburg, wo jedes zweite Kind aus Einwandererfamilien stammt, sei der Anteil der fremdsprachigen Vorschulkinder in den vergangenen Jahren auf 38,7 Prozent gestiegen; in Gelsenkirchen kletterte er auf 37,7 Prozent, während er 2008 erst bei 34,9 Prozent lag. Ähnliche Tendenzen konnten die Statistiker auch in Hagen, Wuppertal und Remscheid beoachten. Nach einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung ist der Anteil der Migrantenkinder in den staatlichen Einrichtungen oft deshalb so groß, weil deutsche Eltern öfter private Einrichtungen, vor allem kirchliche, für ihre Kinder wählen. Kindern mit zum Beispiel türkischen Wurzeln bleibe vor allem im Ruhrgebiet oft nur die städtische Kita, wo mitunter rein deutschsprachige Kinder in der Minderheit sind. „Das sind erschwerte Rahmenbedingungen“, sagt Vera Kreuter vom Berlin-Institut. Ihr Befund: Die Kinder verbrächten zu wenig Zeit in den Kitas, die Gruppen seien oft nicht durchmischt, das Personal nicht genügend qualifiziert. (cs)

 

Mitglied der Weißen Rose heiliggesprochen

München. Die russisch-orthodoxe Kirche in Deutschland hat den Mitbegründer der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, Alexander Schmorell, heiliggesprochen. Wie seine Mitstreiter Sophie und Hans Scholl hatte Schmorell ab 1942 Flugblätter gegen die nationalsozialistischen Verbrechen verteilt und wurde dafür am 13. Juli 1943 im Alter von 25 Jahren im Gefängnis Stadelheim mit dem Fallbeil hingerichtet. Der im westsibirischen Orenburg geborene Widerstandskämpfer russisch-orthodoxen Glaubens gilt nun als Neumärtyrer, wie die mittlerweile zirka hunderttausend heiliggesprochenen Opfer des Bolschewismus – vor allem unter Lenin und Stalin ermordete Priester – genannt werden. Stets habe er ein Gebetsbuch bei sich getragen und noch vor seiner Hinrichtung die Kommunion empfangen, betonte der Erzpriester der Münchner Kathedrale, Nikolai Artemoff, der die bereits 2007 beschlossene Heiligsprechung als Signal an Rußland verstanden wissen wollte, die sowjetische Vergangenheit stärker aufzuarbeiten. (cs)

 

NRW-Regierung läßt Alice Schwarzer hängen

düsseldorf. Die rot-grüne NRW-Landesregierung hat dem Frauen-Media-Turm (FMT) die Subventionen gestrichen. In dem mittelalterlichen Bauwerk in Köln residiert ein Archiv, und auch Alice Schwarzer hat dort ein Büro. Statt 210.000 Euro erhält dieses feministische Vorzeigeprojekt rückwirkend ab 2011 nur noch 70.000 Euro jährlich an Zuschüssen. Die Emma-Chefin ist empört, hatte ihr die CDU-Regierung unter Jürgen Rüttgers doch zugesagt, daß sie zehn Jahre lang mit den Zuwendungen rechnen dürfe. Die jetzige Regierung begründet die Kürzung mit dem allgemeinen Sparzwang. Die Opposition hingegen ist empört. Die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Andrea Milz teilte mit, der FMT sei „ein europäisch bedeutsames Archiv“ und müsse als „Festung der Frauenkultur“ erhalten bleiben. (rg)

 

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