© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/12 03. Februar 2012

Umwelt
Gefährliche Suppenkost
Michael Howanietz

Aus Babyschnullern wurde die hormonaktive Chemikalie Bisphenol A (BPA) endlich EU-weit verbannt. Ist das Thema damit erledigt? Keineswegs. BPA gehört zu den „Weichmachern“, von denen in Europa jährlich eine Million Tonnen verarbeitet werden. BPA ist ein vielverwendeter Vertreter, der sich unverändert in Alltagsgegenständen, in Kassenbons, Kinderspielzeug und Lebensmittelverpackungen findet. Mehrere Studien weisen darauf hin, daß das technisch verzichtbare BPA tatsächlich vermieden werden sollte. BPA stört demnach die Fortpflanzung, wirkt erbgutverändernd, löst Diabetes aus, beeinflußt das Herzkreislaufsystem negativ und verursacht Erektionsprobleme. Eine im Fachblatt Jama veröffentlichte US-Studie untersuchte die resultierende ernährungsbezogene Problematik.

75 Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt, von denen eine mittags Dosensuppe aß, während die andere mit frisch zubereiteten Suppen verköstigt wurde. Nach zwei Tagen wechselten die Gruppen, die sich ansonsten beliebig ernähren durften, die Nahrungsmittel, um die angenommene Vorbelastung anzugleichen. Die am vierten und fünften Tag genommenen Urinproben zeigten jedoch markante Unterschiede. 58 Prozent der Teilnehmer wiesen feststellbare BPA-Werte auf, nachdem sie die frische Suppe verzehrt hatten. Bei den Dosensuppen-Probanden zeigten alle Teilnehmer erhöhte Werte. Bei der Gruppe eins lag die durchschnittliche Konzentration im Urin bei 1,1 Mikrogramm pro Liter, bei der Gruppe zwei betrug der Vergleichswert 20,8 Mikrogramm. Die Forscher um Jenny Carwile zeigten sich überrascht, bei der Dosengruppe „die extremsten bislang gemessenen Konzentrationen“ vorgefunden zu haben. Die wenig überraschende Erklärung dafür sind die in der Dosen­innenbeschichtung enthaltenen und von dort den Inhalt kontaminierenden BPA-Epoxidharze.

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