© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Frisch gepresst

Liberale Grundthesen. Das liberale Lager in Deutschland ist erschlafft. Butterweiche Argumente, ein bißchen Kritik an der spätrömischen Dekadenz hier, ein kleines Steuerreförmchen da, ansonsten bloße Affirmation des längst überfressenen Wohlfahrtsstaates. Gäbe es nicht freiheitliche Denker wie Gerd Habermann, wäre die Lage hoffnungslos. Mit seinem „Handlexikon für liberale Streiter“ möchte der Frontmann der Hayek-Stiftung die „schönfärberischen Begriffsverfälschungen sozialer Demagogie aufdecken“ und die „Hauptwerte unserer Zivilisation gegen den Ansturm der Egalitaristen, Etatisten, Fiskalisten und Sozialkleptokraten“ verteidigen. Deshalb sind die über 400 Lemmata zu Personen und Begriffen des Wirtschaftslebens nicht wertfrei, sondern bewußt wertend: Beispielsweise definiert Habermann den Wohlfahrtsstaat als „die politische Kunst, die Bürger mit ihrem eigenen Geld vom Staat abhängig zu machen“. Dieser breche das „Selbstbewußtsein der Bürger“ und führe die Gesellschaft in das „Sozialprotektorat des Staates“. Nicht umsonst warnt der bekannte Fernsehjournalist Günter Ederer im Vorwort vor der „Ver-hausschweinung“ (Konrad Lorenz) der Gesellschaft. (cs)

Gerd Habermann: Freiheit oder Knechtschaft. Ein Handlexikon für liberale Streiter. Olzog Verlag, München 2011, gebunden, 256 Seiten, 26,90 Euro

 

Schmittiana. Zwischen 1988 und 2003 hat der im August 2011 verstorbene flämische Ideenhistoriker Piet Tommissen (JF 36/11) acht Bände „Schmittiana“ erscheinen lassen, die Dokumente, Briefe und Forschungen zu Werk und Biographie des Staatsrechtlers Carl Schmitt (1888–1985) versammelten. Dieses verdienstvolle Unternehmen findet nach langer Pause nun seine Fortsetzung mit dem ersten Band einer von der Plettenberger Carl-Schmitt-Gesellschaft verantworteten „Neuen Folge“. Dieser Band steht ganz im Zeichen der CS-Korrespondenz. Neben kürzeren Briefwechseln mit dem Leipziger Kollegen Erwin Jacobi und dem scharfen Schmitt-Gegner Waldemar Gurian bildet der umfangreiche, fast sechs Jahrzehnte umspannende Austausch mit einer „großen Dame“, der Industriellengattin Lilly von Schnitzler, den Mittelpunkt dieser „Schmittiana“, die bereichert werden durch die akribische Studie Martin Tielkes über die im Weltbürgerkrieg arg gebeutelte Bibliothek des großen Juristen. (br)

Carl-Schmitt-Gesellschaft (Hrsg.): Schmittiana. Neue Folge. Beiträge zu Leben und Werk Carl Schmitts. Duncker & Humblot, Berlin 2011, broschiert, 343 Seiten, Abbildungen, 48 Euro

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