© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Korporationsball in der Wiener Hofburg
Politischer Tanz
Martin Graf

Der Wiener Korporationsball wurde vom Walzer-Parkett der Hofburg auf das politische Parkett gezerrt. Die in der Bundeshauptstadt regierenden Roten und Grünen haben mit einer Heerschar an Initiativen enormen Druck aufgebaut, der die Hofburg-Betriebsgesellschaft oder die Unesco zwingt, sich zu entscheiden: Wer gegenüber den Studentenverbindungen Toleranz zeigt, ist automatisch Gegner der staatlich subventionierten, linken „Zivilgesellschaft“ und wird selbst zum Ziel wütender Angriffe. Da soll nicht mehr bei Ball-Lieferanten gekauft, dort die Unesco-Geschäftsführung aus dem Amt gejagt werden. Selbst Soldaten dürfen den Ball nicht mehr in Uniform besuchen.

Das Demokratieverständnis der Linken ist so empörend wie das feige Schweigen der Bürgerlichen, die die nächsten Ziele sind. Schon wird gegen Bälle der katholischen Verbindungen mobilisiert, gegen den Jägerball oder den Ball der Offiziere. Daß der Ball heuer auf einen Gedenktag fällt, ist eine günstige Fügung, denn Demokratie und Bürgerrechte dürfen niemals für selbstverständlich genommen werden. Wenn Verbindungsstudenten davon ausgeschlossen werden sollen, bedarf es gesellschaftlicher Gegenwehr, und sei es im Dreivierteltakt.

 

Dr. Martin Graf ist FPÖ-Politiker und seit 2008 Dritter Präsident des österreichischen Nationalrats.

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