© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/12 20. Januar 2012

Aufgeschnappt
Untragbare Zustände
Matthias Bäkermann

In den Archiven des Wehrbeauftragten finden sich keine Klagen aus München-Freimann. Vielleicht waren die Panzergrenadiere oder Feldjäger einfach auch nicht aufgeweckt genug, gegen schreckliche Zustände in der dortigen „Bayernkaserne“ zu rebellieren.

Da sind die Asylbewerber aus Afghanistan und Somalia aus anderem Holz geschnitzt: Seit über einer Woche sind 50 von ihnen in den Hungerstreik getreten, um gegen die „menschenunwürdige Unterbringung“, die „unerträglichen hygienischen Bedingungen“ sowie das „teilweise abgelaufene Essen“ zu protestieren. Obwohl die 16- bis 18jährigen Asylbewerber nur zu viert statt wie die Bundeswehrsoldaten zu acht die früheren Kasernenstuben bewohnen und statt der „Revierreinigung“ alle Sanitär- und Gemeinschaftsräume von externen Putzkräften gesäubert werden, sind auch die bayerischen Landtags-Grünen bestürzt: „Die Zustände in der Bayernkaserne sind schon seit längerem untragbar“, erklärt Claudia Stamm und fordert mehr Betreuung für die „besonders schutzbedürftigen“ jungen Männer. Ganz anders sieht das Heinrich Schuster, Sprecher der verantwortlichen Bezirksregierung Oberbayern: Er findet die Kritik „eine Unverschämtheit“. Vor allem würden „wiederholt Vorwürfe von Leuten erhoben, die Herstellungs- und Ablaufdatum von Lebensmitteln verwechseln“, so Schuster vergangene Woche im Münchner Merkur.

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