© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/12 20. Januar 2012

Oliver Harris. Der afrodeutsche Rapper liest jugendlichen Migranten drastisch die Leviten
Der Patriot
Toni Roidl

Der deutsche Rapper (Oliver) Harris wurde 1976 als Sohn eines Afroamerikaners in Berlin geboren. Vor einigen Jahren zog er aus seinem Heimatbezirk Kreuzberg weg. Er wolle nicht, so sagte er im Interview mit dem Musikexpress, daß seine beiden Kinder besser Türkisch als Deutsch sprechen.

Harris begann Mitte der neunziger Jahre zu rappen – mit Erfolg. 2001 wurde er durch die Hauptrolle im Ludwigshafener Tatort „Fette Krieger“ bekannt, der im Hip-Hop-Milieu spielte. Kurz darauf veröffentlichte er sein Debütalbum bei der renommierten Plattenfirma Four Music und ging mit Star-Rapper Sido auf Tournee.

Inzwischen sorgt er mit „Nur ein Augenblick“ für Aufsehen. In dem Lied liest er „südländischen“ Problemjugendlichen drastisch die Leviten: „Wieso wohnst du in diesem Land über zehn Jahre und sprichst trotzdem nicht die deutsche Sprache?“ Harris wird deutlich: „Du sagst: Deutsche sind scheiße, Deutsche Frauen sind Dreck. Tu Deutschland bitte einen Gefallen und zieh’ weg! Dieses Land braucht keine Menschen, die hier nicht sein wollen.“ Und dann wagt er, was sich in Deutschland sonst fast keiner traut: „Du hast Glück, bist jetzt hier, also benimm dich! – Wenn du nicht weißt, wo der Flughafen ist, ich bring dich!“ Und er fordert Dankbarkeit: „Manche wissen nicht, wie gut sie es hier haben. Ich denke, da wo du herkommst, hast du gar nichts zu sagen. Schäm’ dich, über Deutschland so schlecht zu reden, es ist schön, in Deutschland zu leben!“

Die reflexartigen Vorwürfe, er sei „rechtsextrem“, konnte der Rapper dank seiner eigenen Erscheinung – dunkles krauses Haar, braune Haut – lächelnd wegwischen. Er ging sogar noch weiter und startete beim Berliner Radiosender Jam FM das Format „Der Patriot“ für deutschsprachige Rapmusik.

Zudem erteilte Harris öffentlich Ratschläge zur Integration: „Das muß schon im Kindergarten anfangen! Wenn ich einem 17jährigen Prototyp-Kanacken sage: ‘Ey, lern’ mal Deutsch!‘ ist es zu spät! Da gibt es dann nichts mehr zu integrieren!“

Die Medien nehmen das Phänomen Harris ungläubig zur Kenntnis; Tugendwächter lassen ihn in Ruhe, weil er ihrem Beuteschema nicht entspricht. Man hört geradezu die Verwirrung des Musikexpress-Reporters aus den Zeilen, als der nachfragt: „Sie bezeichnen sich als Patriot mit einer gesunden Portion Nationalbewußtsein?“ Der wortgewaltige Rapper nimmt kein Blatt vor den Mund: „Nationalbewußtsein heißt, daß man sich für die Interessen seines Landes interessiert. Es regt mich auf, daß man hier immer aufpassen muß, was man sagt!“ Darauf der Interviewer: „Fällt es Ihnen leichter, dieses sensible Thema anzusprechen?“ Harris: „Definitiv. Wäre ich blond und blauäugig, wäre meine Karriere vorbei. Würde Peter Fox so etwas sagen, wäre der weg vom Fenster!“

www.daistharry.de

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