© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/12 13. Januar 2012

Haltungsnote
Öffentlich-rechtliche Pensionswirtin
Christian Schwiesselmann

Die 150-Euro-Frage im öffentlich-rechtlichen „Wer wird Millionär?“-Interview mit dem Eigenheimbesitzer Wulff hat der ZDF-Journalistin Bettina Schausten einen zweifelhaften Platz im TV-Walhalla beschert.

Tête-à-tête mit ihrem ARD-Kollegen Ulrich Deppendorf durfte die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios dem wegen seiner Kreditaffäre angeschlagenen Bundespräsidenten zur besten Sendezeit auf den Zahn fühlen. Im Kreuzverhör mit dem Staatsoberhaupt behauptete die 46jährige Katholikin, sie würde im augenfälligen Gegensatz zum „Belami von Bellevue“ (JF 52/11-1/12) von ihren Freunden 150 Euro für eine private Übernachtung nehmen.

Prompt prasselte kübelweise Häme auf die ehemalige Referentin des ZDF-Chefredakteurs Klaus Bresser nieder: „Frau Schausten, bei der wir gerne hausten“; „Chuck Norris darf bei Frau Schausten übernachten“. So oder ähnlich zwitscherten amüsierte Zuschauer in den sozialen Netzwerken. Der Imageschaden für Schausten ist enorm, zumal der Deutsche Knigge-Rat die Moderatorin über Benimmregeln belehrte und die Internet-Enzyklopädie wikipedia.de ihren Eintrag um die Rubrik „Trivia“ ergänzte. Ihre wenig souveräne Art stellte Schausten übrigens schon 2004 zur Schau, als die ZDF-Frontfrau dem damaligen NPD-Spitzenkandidaten Sachsens, Holger Apfel, im Wahlstudio hysterisch übers Maul fuhr: „Seien bitte Sie still!“

Daß sie nun gegenüber der Nachrichtenagentur dpa zurückruderte, darf man getrost als 1:0 für Wulff werten, der den Spieß mit einer Gegenfrage im Interview geschickt umdrehte. „Nein, ich nehme kein Übernachtungsgeld von Freunden, die auf meiner Gästematratze übernachten“, gestand Schausten ihre Flunkerei. Ein voller Triumph für die Facebook-Gruppe „Frau Schausten muß ihre bezahlten Übernachtungen bei Freunden offenlegen“!