© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/12 13. Januar 2012

Ein Meister des treffenden Wortes
Nachruf II: Roland Baader ging es immer nur um die Sache der Freiheit, für die er unermüdlich warb
Jörg Guido Hülsmann

Am vergangenen Sonntag verschied der bekannte Publizist Roland Baader im Alter von 71 Jahren. Mit ihm verläßt uns einer der wichtigsten Vertreter des modernen Liberalismus. Seine zahlreichen Buchveröffentlichungen und Pressebeiträge, unter anderem in der JF, fanden begeisterte Leser im ganzen deutschsprachigen Raum.

Baaders Denken war geprägt von einem christlichen Menschen- und Weltbild. Als Ökonom stand er ganz in der Tradition der klassischen Ökonomie bzw. der Wiener Schule. Keynesianismus und Monetarismus sah er keineswegs als die Antipoden der Wirtschaftspolitik, als die sie den angehenden Studenten der Volkswirtschaftslehre verkauft werden. Er sah hier vielmehr bloße Varianten ein und derselben technokratischen Ideologie, die in der individuellen Freiheit nicht sehr viel mehr als einen Störfaktor des Wirtschaftslebens erblickt. Die technokratische Herrschaft der „Sozialklempner“ führt, wie er unermüdlich betonte, nicht nur zur Verschwendung knapper Ressourcen, sondern auch zur Zerstörung der ureigensten menschlichen Fähigkeit und Bereitschaft, verantwortliche Entscheidungen zu treffen. Der Mensch handelt nicht mehr, sondern funktioniert nur noch.

Baader studierte Ende der sechziger Jahre an der Universität Freiburg unter dem späteren Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek. Nach dem Abschluß des Studiums übernahm er das väterliche Familienunternehmen Joba, welches er lange Jahre erfolgreich führte. 1988 trat er erstmals mit einer Buchveröffentlichung in Erscheinung, und zwar zu einem Thema, das ihn bis zu seinem Tod fesselte: Gold – letzte Rettung oder Katastrophe? Baader war zu dem Schluß gelangt, daß ein entmaterialisiertes Geld, wie es auch unserer heutigen Währungsordnung zugrunde liegt, aus gesamtwirtschaftlicher Sicht keineswegs vorteilhaft ist.

„Scheingeld“ – wie Baader es nannte – ist letztlich nur ein Werkzeug zur Beraubung der Mehrheit zugunsten von Einzelinteressen. Es verführt seine Nutznießer (vor allem Staat und Geschäftsbanken) zu unverantwortlichem Handeln, da sie stets hoffen dürfen, bei Bedarf durch die Zentralbanken auf Kosten der Restbevölkerung gerettet zu werden. Scheingeld wirkt daher auf tückische Art zersetzend. Wie ein Krebsgeschwür bildet es immer weitere Metastasen in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Ereignisse unserer Tage verdeutlichen die Bedeutung dieser Einsicht.

Roland Baader war ein Meister des treffenden Wortes. Aber er überzeugte nicht nur durch die Qualität seiner Argumente und seiner Prosa. Er beeindruckte vor allem auch durch stete Warmherzigkeit, Freundlichkeit und Bescheidenheit. Nie hat er Zeit darauf verwendet, irgendwelche eigenen Verdienste hervorzuheben oder auch nur zu erwähnen. Ihm ging es immer nur um die Sache selbst, nämlich um die Sache der Freiheit, für die er unermüdlich warb.

Vor ziemlich genau dreizehn Jahren erfuhr er von seinem Krebsleiden, nachdem bereits seine Frau Uta kurz zuvor einem solchen Leiden erlag. Die Ärzte gaben ihm neun Monate zu leben. Es sind dreizehn Jahre geworden, leidensreiche, aber auch glorreiche Jahre, in denen Baader sieben weitere Bücher veröffentlichte, zuletzt über den Geldsozialismus (beim Resch-Verlag in Gräfelfing). Der rastlose Kämpfer gegen das krebsartige Scheingeld erlag am Ende den fleischlichen Metastasen des Körpers. Er hinterläßt seine Kinder Daniel, Rio und Miriam. Der Nachwelt hinterläßt er ein literarisches Erbe und ein leuchtendes Beispiel als Mensch und Gelehrter.

 

Prof. Dr. Jörg Guido Hülsmann lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Angers (Frankreich)