© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/12 13. Januar 2012

Embargo gegen den Iran
Kalter Wirtschaftskrieg
von Michael Wiesberg

Der Iran hat sich rechtzeitig vor einer weiteren Zuspitzung der Ereignisse zu einer Wiederaufnahme der seit fast einem Jahr ruhenden Gespräche über sein Atomprogramm bereiterklärt. Desungeachtet hat Amerikas Präsident Obama Anfang dieses Jahres weitere Sanktionen verhängt, die vor allem die Vermarktung des iranischen Öls, aber auch die Einfuhr von industriellen und von Konsumgütern erschweren sollen.

Aus Teheran war weiter zu hören, daß keinerlei Absicht bestehe, die für Öltransporte so wichtige Straße von Hormus zu sperren – sofern der Iran nicht dazu gezwungen werde. Ob diese Auskünfte die Falken im Westen besänftigen, die zum Teil lautstark einen Militärschlag gegen den Iran befürworten, darf tunlichst bezweifelt werden. Aus ihrer Sicht dürfte das iranische Einlenken nicht mehr als eine Finte sein, um weiter Zeit zu gewinnen.

Die amerikanischen Embargomaßnahmen betreffen indes nicht nur den Iran selbst, sondern auch die Staaten, die mit Teheran Handel treiben. Der kalte Wirtschafts- und Finanzkrieg wird explizit auch auf die Anrainerstaaten sowie Rußland und China ausgedehnt, den größten Gläubiger der am Rande des Staatsbankrotts operierenden USA. Nicht ausgeschlossen ist, daß dieser Effekt diplomatische Kollateralschäden nach sich zieht, die Obama noch Kopfzerbrechen bereiten könnten.