© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/12 13. Januar 2012

Jamaika-Koalition im Saarland geplatzt
Bürgerliches Fiasko
von Michael Martin

Jetzt kriegen wir auf jeden Fall Rot-Rot“, witzelte ein saarländischer FDP-Landesvorständler am Wochenende, kurz nachdem die Jamaika-Koalition geplatzt war. Was sich zynisch anhört, birgt einen Funken Wahrheit. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer hat nie einen Hehl daraus gemacht, daß ihr die von Vorgänger Peter Müller eingefädelte Dreier-Runde mit FDP und Grünen nicht lag. Ihre Präferenz galt und gilt einer Großen Koalition. Kramp-Karrenbauer ist am äußersten linken CDU-Flügel beheimatet, schon von daher ist die Schnittmenge mit SPD-Chef Heiko Maas vorhanden.

Grotesk ist letztlich nur die Tatsache, daß die Grünen, die vom Nichtraucherschutzgesetz bis zur Abschaffung der Studiengebühren jeden Wunsch erfüllt bekamen und deren Minister seriös arbeiteten, nun mit leeren Händen dastehen. Die FDP im Saarland hat sich in einem endlos anmutenden Possenspiel selbst zerlegt und Kramp-Karrenbauer den willkommenen Anlaß zum Koalitionsbruch geliefert. Ihr Kalkül ist einfach. Die Liberalen scheinen auf Jahre unwählbar, ihre Anhänger dürften in Scharen zur CDU zurückkehren. Und die SPD wird sich nach dem Scheitern von Jamaika nicht auf das Wagnis einer Liaison mit den Lafontaine-Linken einlassen. So dürfte die sich anbahnende Große Koalition tatsächlich mehr Liebesheirat denn Zwangsehe sein. Für Bürgerliche ist das zweifelsohne ein Fiasko.