© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/12 06. Januar 2012

Leserbriefe

Zu: „Durchschnittlich“ von Thorsten Hinz, JF 52/11-1/12

Untrügliches Gespür der Bürger

Selbst die linientreuen Zeitungen und Fernsehjournalisten können nicht mehr verheimlichen, daß sich die Finanzaktivitäten des Bundespräsidenten Christian Wulff zu einem deutschen Ärgernis entwickelt haben. Bereits als er öffentlich verkündete, „der Islam gehört zu Deutschland“, zuckten jene, die bislang meinten, daß sie im christlichen Abendland leben, zusammen. Empört reagierten auch Schlesier auf seine Rede zur 200-Jahr-Feier der Friedrich-Wilhelm-Universität in Breslau, in der der ehemalige niedersächsische CDU-Ministerpräsident behauptete, daß diese nur eine „deutschsprachige“ Universität gewesen sei und sich erst nach 1945 zu einer großen, anerkannten Universität entwickelt hätte.

Erfolglos blieb er jedoch gegenüber dem Papst: Dieser weigerte sich, Wulffs katholisch geschlossene Ehe zu annullieren. Nur unsere Kanzlerin urteilt anders. In einem Interview mit der FAZ (11. Juni 2010) sagte Frau Merkel: „Christian Wulff (...) ist der richtige Bundespräsident in Zeiten wie diesen.“ Er könne „dem Land etwas geben, was es dringend braucht: Zuversicht.“ Zudem hätten die Bürger – im Hinblick auf Wulff – „ein untrügliches Gespür dafür, was noch geboten ist und was nicht.“ Wie wahr, wie wahr, Frau Merkel!

Barbara Berger, Dortmund

 

 

Zu: „Der Bel-Ami von Schloß Bellevue“ von Paul Rosen, JF 52/11-1/12

Taktlose Titelzeile

Ich hätte Ihrer Zeitung, die ich wegen ihrer Offenheit sehr schätze, einen ausgewogeneren kritischen Bericht zugetraut und nicht den aufreißerischen Aufmacher im Stil von Bild-Zeitung oder Spiegel. Gerade in der Überschrift wäre mehr Takt angemessen gewesen. Schade!

Martin Stützler, Donaueschingen

 

 

Zu: „Falsches Vorbild“ von Ronald Berthold, JF 52/11-1/12

Viel Werbung für Sowjetrepublik

Die Linkspartei, zu Hause in Berlin im „Karl-Liebknecht-Haus“, bekennt sich zum KPD-Mitgründer Karl Liebknecht. Dieser, einst SPD-Mann und Kriegsgegner, wandelte sich zum radikalen Linken und Antidemokraten. Sein Ziel war der bewaffnete Kampf der Linken gegen die Rechten – für eine Sowjetrepublik. Somit kann sein Name weder Vorbild für Schulnamen noch andere Einrichtungen sein.

Raimund Winckler, Hamburg-Wilhelmsburg

 

 

Zu: „Schluß mit Kuscheln“ von Michael Paulwitz, JF 51/11

Mehr Transparenz bei Urteilen

Tendenziell wird bei Gewalttaten gegen Deutsche von Tätern mit „Migrationshintergrund“ die genaue Herkunft meistens verschwiegen. Zudem erfahren die Straftäter vergleichsweise milde Urteile.

Dies kann nur bekämpft werden, wenn die krassesten Fehlurteile der Gerichte mit den Namen der beteiligten Richter explizit veröffentlicht werden. Da ja im „Namen des Volkes“ Recht gesprochen wird, kann eigentlich niemand gegen die erhöhte Transparenz sein, durch die das Volk erfahren würde, welche ideologisch gefärbte Rechtsauffassung in einzelnen Kammern herrscht.

Dr. Dietmar Granser, Mülheim an der Ruhr

 

 

Zu: „Alltägliche Gewalt“ von Michael Paulwitz, JF 51/11

Parken Sie mal im Halteverbot!

In Ihrem Leitartikel reklamieren Sie, daß die korrigierende Funktion von Strafe ignoriert wird zugunsten einer fatalen Milde. Da kann ich tröstlich empfehlen: Parken Sie mal versehentlich im Halteverbot, da schäumt die „korrigierende Funktion“ aber bis zur Hochform auf.

Carsten H. Brummer, Niederkrüchten

 

Wütend, hilflos, traurig

Diese in der Sache schon vorher bekannten Delikte, die ja nur ein kleines Mosaiksteinchen zum Gesamtgeschehen darstellen, machen mich wütend, hilflos, traurig, um nur einige meiner Gefühle zu nennen. Wie müssen sich erst die Angehörigen der Opfer fühlen? Meine Empörung gilt deutlich mehr der Justiz und der Politik als den unmittelbaren Tätern! Die Möglichkeit des demokratischen und legalen Protestes über die  eigene Wählerstimme soll möglichst durch ein Parteiverbot behindert werden, wobei man sich möglicherweise auch einer zunehmend lästiger werdenden Konkurrenz, die zuletzt erfolgreicher war als die FDP, entledigen will. Mein Appell: Behandelt die Straftäter mit Migrationshintergrund mit der gleichen Härte, wie es kriminelle Neonazis verdient haben, und die NPD erledigt sich von selbst. Nur so kann nach dreißig Jahren intensiver und ungeregelter Migration der Landfrieden bewahrt oder wiederhergestellt werden. Das Ignorieren von Mißständen hat nichts mit Toleranz zu tun.

Werner Linn, Feilbingert

 

 

Zu: „Beruhigen und Zeit gewinnen“ von Philipp Bagus, JF 51/11

Hauptdrahtzieher als EZB-Chef

Von besonderer Pikanterie ist, daß einer der Hauptdrahtzieher des Griechenlandbetrugs, Mario Draghi als Vertreter von Goldman-Sachs, nunmehr der EZB vorsteht, die mit dem nicht zuletzt von ihm angerichteten Schaden befaßt ist. Nebenbei: Was sollen vollmundige Vorsätze über künftiges Verhalten, nachdem man sich auch bisher nicht an bestehende Gesetze und Verordnungen gehalten hat?

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Eine nationale Angelegenheit“ von Heino Bosselmann, JF 51/11

Textwerkzeug der Blender

Der Umgang mit der Muttersprache war schon immer ein Spiegel der Geschichte und Kultur eines Landes, ein Wesensmerkmal unseres Denkens und Fühlens: Unnötige Anglizismen zum Beispiel sind nicht nur die Sprache der Werbung, sondern auch das Textwerkzeug der Blender und Täuscher. Das herausfordernde Stakkato des Rapgesangs – wurzelnd in den Drogenvierteln der amerikanischen Großstädte – symbolisiert Disharmonie, Protest und Anarchismus.

Der Verlust an rechtschreiblicher Qualität steht für die zunehmende Abkehr von Leistung, Präzision und Regelhaftigkeit, mit einem Wort: Ordnung. Die Kulturhoheit der Länder bedingt jedoch eine differenzierte Betrachtung des deutschen Analphabetentums. Zwischen einer Schule in Berlin-Kreuzberg und einer in Niederbayern liegen nicht nur soziale, sondern auch didaktische Welten. Bei uns jedenfalls können Erstkläßler vier bis fünf Monate nach der Einschulung lesen. Doch auch im PISA-Spitzenland  zeichnet sich der Wandel bereits ab. Mit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums sind die ersten Zugeständnisse an die allgemeine Niveauabsenkung gemacht.

Paul Köllnberger, Ruderting

 

 

Zu: „Wunderliche Gedankenwelten“ von Stefan Scheil, JF 51/11

Wissenschaftlich wertlos

Timothy Snyders Buch „Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin“ ist geradezu ein Paradebeispiel für ein gemachtes Karriere-Buch: Es erscheint gleich in zwanzig Sprachen und mutiert – obwohl wissenschaftlich fast wertlos – zu einem Standardwerk. Das Buch will den unbedarften Leser emotional erschüttern, anstatt ihn objektiv zu informieren und die politischen Zusammenhänge aufzuzeigen. Offenbar geht es um die Bestätigung des vorherrschenden Geschichtsdogmas, wonach allein Hitler und die Deutschen für die europäische Katastrophe verantwortlich sind. Das ist Unsinn und eine große Geschichtslüge.

Günter Zemella, Schwäbisch Hall

 

 

Zu: „Spuren der Terrorzelle“ von Dieter Stein, JF 49/11

Selbstsüchtig und arrogant

Wenn die rechte Hälfte eines Landes ständig niedergemacht, diffamiert und kriminalisiert wird, handelt es sich um keine Demokratie mehr. Die Idee der Unionsparteien, rechts von ihnen dürfe es keine demokratisch legitimierten Parteien geben, ist arrogant und selbstsüchtig.        

Simon Aumeier, Weiden

 

 

Zu: „‘Weitgehend friedlich’“ von Christian Vollradt, JF 49/11

Ungerechte Pauschalisierung

Als langjähriger Teilnehmer am friedlichen Castor-Protest nervt mich die, in dieser sonst gut recherchierten Zeitung, einseitig negative Darstellung des Widerstands der Mehrheitsbevölkerung des Wendlands. Statt immer nur Polizeiberichte auszuwerten, sollten Sie sich doch mal die Mühe machen, einen unvoreingenommenen Mitarbeiter dorthin zu schicken, um endlich mal „aus erster Hand“ berichten zu können! Den Widerstand als linksextreme Gewalt zu pauschalisieren, ist völlig absurd. Der Protest wird vor allem von der „Bäuerlichen Notgemeinschaft“ getragen. Dahinter stehen vor allem sehr konservative und kreative Personen, die sich ernsthafte Sorgen um ihr Land und ihre Landwirtschaft machen. Sind Fernsehkameras dabei, werden Demonstranten von den Gleisen getragen, sind sie weg, werden sie runtergeprügelt. Übrigens, auch das gibt es: Viele Polizisten aus der Region sympathisieren mit den Demonstranten, müssen aber gegen ihre Überzeugung ihren Dienst versehen.

Matthias Dorian Tavernier, Eberswalde

 

 

Zu: „Das Leben wird vergesellschaftet“ von Mechthild Löhr, JF 49/11

Fragwürdiges Argument

Frau Löhr und den Christdemokraten für das Leben (CDL) gebührt Dank, daß sie auf die Schattenseite der Organtransplantation hinweisen. Wird uns doch von offiziöser Seite glauben gemacht, Kranke müßten nur deswegen sterben, weil deren Schicksal den potentiellen Spendern gleichgültig sei. Dabei ist das Kriterium „Hirntod“ ein fragwürdiges Argument, denn die allermeisten Organe können nur Lebenden entnommen werden. Deshalb wäre auch zu fragen: Wie viele Hirntote fallen denn tatsächlich an?

Holger Borgmann, Neu Darchau

 

 

Zu: „‘Wir haben uns immer mehr radikalisiert’“, Gespräch mit André Kapke, JF 49/11

Objektive Betrachtungsweise

Erfreulich ist die Objektivität, mit der die JF die Mordtaten der Thüringer Durchgeknallten aufzuarbeiten versucht. Wenn heute die Verwicklungen des Verfassungsschutzes benannt werden, dann sei auch darauf verwiesen, daß jetzt im Zusammenhang mit dem Oktoberfestattentat von 1980 zugegeben wird, daß ein Zeuge bald nach dem Vorfall mysteriös verstorben ist – und der soll Mitarbeiter des Verfassungsschutzes gewesen sein (Deutschlandfunk, 14. November 2011). Im übrigen war der mir persönlich bekannte Bombenleger Gundolf Köhler kein Radikalinski, sondern Anhänger von CSU und Franz Josef Strauß!

Ein anderer Aspekt: Das Desperadotum abseits der NPD hat seine Ursache  auch in den vielen Vereins- und Parteienverboten dieses Staates, für die nicht einmal das Bundesverfassungsgericht bemüht wurde. Aus den darob Versprengten bildeten sich dann die ersten Kameradschaften, Freien Kräfte ... bis zur Thüringer Mörderbande!

Axel Heinzmann, Wannweil

 

 

Zu: „Sonderlage, nicht Sonderweg“ von Dag Krienen, JF 48/11

Fechtend untergehen

Der Rezensent hat völlig recht. Man muß dem Buchautor für sein Fazit dankbar sein. Deutschlands Mittellage ohne natürliche Grenze war verhängnisvoll. Das Bündnis Englands mit Frankreich und dem mächtigen Zarenreich war allein gegen das Deutsche Reich gerichtet, das im Gegensatz zu den Ententemächten überhaupt keine Kriegsziele hatte. Die Einkreisung durch die drei Ententemächte führt Reichskanzler Bülow zu der pessimistischen Situationsanalyse: „Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als fechtend unterzugehen.“ So kam es dann auch. So gesehen stellte die Einkreisung Deutschlands 1904 und 1907 den eigentlichen Beginn der großen Katastrophe dar. Die folgende Niederlage und das Versailler Diktat, das Deutschland infam zum Alleinschuldigen des Ersten Weltkriegs deklarierte, war wohl eine der niederträchtigsten Lügen.

Ottfried Kaiser, Karlsruhe

 

 

Zu: „Stalinscher Stahlkoloß von der Stange“ von Paul Leonhard, JF 47/11

Im Nahkampf schier unmöglich

Es hat den Anschein, als ob weder der Verfasser des Artikels noch der Vortragende Ralph Rats persönlich im Kampf mit russischen Tanks gestanden haben.Als ehemaliges Mitglied eines sogenannten „Panzervernichtungskommandos“ kannte ich die Stärken und Schwächen der verschiedenen russischen und alliierten Tanks. Der T-34 kam im Verlauf des Krieges in verschiedenen, ständig verbesserten Typen vor. Der letzte mir bekannte war der T-34/85 mit über 31 Tonnen Gewicht, einem Geschütz von 8,5 und einer maximalen Panzerung von 75 Zentimetern.

Alle angreifenden Panzer waren ein Alptraum für den Landser. Die sowjetischen Panzer hatten ein besseres Getriebe als der sonst großartige, aber unausgereifte Wehrmacht-Panzer „Königstiger“, der oft in entscheidenden Augenblicken versagte. Die vom Autor genannten Sprengladungen (Haft- oder Hohlladungen) blieben bis zuletzt eine „akrobatische“ Leistung, weshalb davon nur selten Gebrauch gemacht wurde. Daß beide Stalinpanzer JS-1 und JS-2 bei den Landsern häufig ebenfalls als T-34 betrachtet wurden, gehört nicht in die Annalen der Panzergeschichte. Die Silhouette unterschied sich für den Kenner.

Die Russen griffen fast immer in Formationen an und machten das Abschießen mit Nahkampfwaffen oft unmöglich. Auf deutscher Seite war die Panzerfaust 120 die bewährte Infanteriewaffe. Da der geeignete Abstand zum Ziel zwischen 20 und 40 Metern lag, war das wichtigste „Element“ des Überlebens für den Panzerfaustschützen die vorher geplante Fluchtroute – auf offenem, flachem Feld oft ein schier unmögliches Unternehmen.

Jürgen Witt, Tzaneen / Südafrika

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