© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/12 06. Januar 2012

Umwelt
Petri Unheil
Michael Howanietz

Für die deutschen Fischer dürfte dieses Jahr endlich wieder mal ein erfolgreiches werden: Kurz vor Weihnachten einigten sich die zuständigen EU-Minister auf höhere Fangquoten in der Nordsee. 140 Prozent mehr Hering dürfen eingefahren werden. Für Scholle und arktischen Kabeljau vor Norwegen gab es eine Quotenerhöhung um 15 Prozent. Schon im Oktober waren die Heringfangmengen in der Ostsee erhöht worden. Ökologen kritisierten erwartungsgemäß die Brüsseler Beschlüsse – doch in anderen Weltregionen sieht es aus Tierschutzsicht noch viel trauriger aus. Denkt man etwa an die über 100 Millionen Haie, die jedes Jahr grausam zu Tode kommen. Im Zuge des „Finning“ werden ihnen die Flossen abgetrennt, ehe der noch lebende Torso zurück ins Meer geworfen wird. Auch der Einsatz von Fischsammlern (Schwimmobjekte, die den Instinkt der Schwarmfische ausnutzen, im Schatten von Treibgut Schutz zu suchen) in der Ringwadenfischerei beim lukrativen Thunfischfang ist wegen des Beifangs nicht weniger abscheulich.

Daher überrascht es wenig, wenn der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) einen Kurswechsel in der Fischereipolitik fordert. „Beifang, der einfach ins Meer gekippt wird, unterläuft alle Bemühungen, durch Fangquoten ein nachhaltiges Fischereimanagement zu erreichen“, so Karin Holm-Müller vom SRU. Immerhin werden neben den unerwünschten Arten auch Jungfische der bejagten Arten auf offener See entsorgt, weil sie nicht den gesetzlich verankerten Fangkriterien entsprechen. Laut der britischen New Economics Foundation (NEF) wurde so in der Nordsee zwischen 1963 und 2008 Kabeljau im Wert von 2,7 Milliarden Pfund vernichtet. Dies entspräche heute einem Wert von 7,5 Milliarden Pfund, hätten sich die getöteten Fische fortpflanzen können. Die Fangkontrollen müßten daher direkt auf See und nicht erst in den Häfen zu erfolgen.

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