© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/11-01/12 / 23./30. Dezember 2011

Haltungsnote
Weihnachtliche Feldpostgrüße
Christian Schwiesselmann

Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist ein Stachel im Fleisch der pazifistischen Bundesrepublik, nicht zuletzt weil er das alleinige Trachten nach friedlicher, diskursiver Konfliktlösung als naiven Kinderglauben entlarvt. Vielleicht klagen deshalb so viele Soldaten über die ausbleibende Würdigung ihres Engagements am Hindukusch.

Eine Lehrerin aus dem niederbayerischen Straubing spielt bei der „zivilgesellschaftlichen“ Mißachtung des Soldatentums nicht mit. Seit fünf Jahren schickt Jana Beyer mit ihren Schülern Weihnachtsgrüße an die deutschen Soldaten in Afghanistan. Ein „Zeichen, daß man in Deutschland an sie denkt“, wie die Bundeswehrzeitschrift aktuell vermerkt.

In diesem Jahr verließen mehr als 1.000 Briefe das Straubinger Anton-Bruckner-Gymnasium, an dem Beyer als Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde unterrichtet. Die Grußbotschaft erreicht ihre Adressaten direkt in den Feldlagern von Kabul, Mazār-i Scharif, Kunduz und Faizabad. „Die Weihnachtskarten-Aktion ist nur durch die Initiative der Schüler entstanden“, erklärte die gebürtige Leipzigerin im vergangenen Jahr gegenüber aktuell. Als Major der Reserve lehrt Beyer in den Schulferien Politische und Historische Bildung an der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck.

Vor ein paar Jahren hatte die Reservistin ihren Schülern davon erzählt, daß sie in der Vorweihnachtszeit eine kleine Aufmerksamkeit für einen ihr bekannten Soldaten im Isaf-Einsatz verpackt habe. Die Schüler waren sofort begeistert und sandten 400 Karten nach Afghanistan. „Dabei lasse ich den Schülern den Freiraum, selbst zu entscheiden, ob und was sie an die Soldaten schreiben mögen“, so Beyer. Manche schreiben nur: „Wir denken an Euch!“ Ein Zeugnis der Reife, das viele Erwachsene vermissen lassen.

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