© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/11-01/12 / 23./30. Dezember 2011

Bielefelder Vorurteilsstudie
Um die Ecke gefragt
Rolf Dressler

Totalitäre Regime, das lehrt mannigfach die traurige geschichtliche Erfahrung, üben Gesinnungsterror aus, setzen ganze Bataillone willfähriger Peiniger auf das eigene Volk an. Leider aber sind Gesinnungsaufseher durchaus auch in demokratisch verfaßten Ländern wie Deutschland unterwegs. Mal scheinbar unverfänglich im Gewand beamteter „Staatsschützer“, mal als Medienmacher oder auch als aus Steuergeldern kommod besoldete und subventionierte Hochschullehrer. Und sie werden in ihrem Wirken eskortiert und befeuert von der Presse, dem großmächtigen Vervielfältiger unserer Tage.

Besonders forsch und medienwirksam arbeiten sich Extremismusforscher namentlich auch der Universität Bielefeld an der „Gefahr von rechts“ ab. Unlängst präsentierte Professor Wilhelm Heitmeyer stolz die nach eigenem Dafürhalten „weltweit größte Vorurteilsstudie“ – auf der Basis von 2.000 Telefoninterviews abgeschlossen mit der zehnten Folge und versehen mit dem sinnfälligen Titel „Deutsche Zustände“. Heitmeyers Fazit, wie könnte es anders sein: Zwar seien rechtspopulistische Einstellungen in deutschen Köpfen auf dem Rückzug, doch natürlich bleibe „die Gefahr von rechts“ ungebrochen bestehen. Wundersam führt diese Sicht der rechten Dinge zurück ins Jahr 1999.

Denn seinerzeit hatte ein Team des Professors Rainer Dollase am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Bielefelder Hochschule 179 Gymnasiasten und 133 Berufsschüler unter anderem gefragt: Wo würden sie in Zukunft gern leben? Wie würden sie ihren Herkunftsort bezeichnen, wenn sie dazu zum Beispiel in Australien um Auskunft gebeten würden? Und daraus hatten die Urheber der Erhebung eine nachgerade umwerfende Erkenntnis gewonnen: Wer auf solche und ähnliche Fragen mit „Bielefeld“ antworte, sei zweifelsfrei ein Lokalpatriot, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit eben auch fremdenfeindlich.

In der Bielefelder Presse wurde der federführende Professor Dollase hernach mit der verschmitzten Bemerkung zitiert, der Fragebogen sei bewußt so angelegt gewesen, daß das Zielthema Fremdenfeindlichkeit für die Schüler nicht auf den ersten Blick zu erkennen war – andernfalls hätten die Befragten sicherlich taktische Antworten gegeben. Genau, so wird’s gemacht! Schöne, neue deutsche Welt.

 

Rolf Dressler war langjähriger Chefredakteur beim „West­falen-Blatt“ in Bielefeld und ist nun freier Journalist.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen