© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/11-01/12 / 23./30. Dezember 2011

Tod des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il
Der neue Unbekannte
von Detlef Kühn

Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Il stirbt, und in Südkorea und Japan fallen die Aktienkurse? Die kommunistische Führung in Pjöngjang erlebt mit dem Machtübergang auf den Enkel des immer noch präsenten „Großen Führers“ Kim Il Sung eine weitere Schwächephase, und der wirtschaftlich erfolgreiche südkoreanische Nachbar versetzt sein Militär vorsichtshalber in Alarmzustand? Wie ist das alles zu erklären?

Die Antwort lautet: Im geteilten Korea ist leider nichts normal. Seit über 60 Jahren lebt das vielfach geschundene Land im Ausnahmezustand. Man leidet nach den Schrecken des Bürgerkrieges an der Teilung und wagt es nicht, von einem Machtwechsel im Norden etwas Gutes zu erhoffen. Zu groß sind Haß und Mißtrauen auf beiden Seiten; zu undurchsichtig sind für den Süden die Verhältnisse im Norden. Jetzt haben die Politiker in Seoul es mit einem knapp 30jährigen „Machthaber“ aus der Kim-Dynastie zu tun, über den sie noch weniger Informationen haben als über seinen Vater und Großvater. Herrscht er wirklich aus eigener Kraft, oder ist er nur die Marionette irgendwelcher Militärs?

Dennoch ist ein Machtwechsel immer auch eine Chance. Südkorea sollte sie durch übergroße Vorsicht nicht verbauen. Allerdings gilt auch hier: Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit.

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