© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/11-01/12 / 23./30. Dezember 2011

Wirbel um konservativen CDU-Kreis
Unter Beschuß
von Christian Vollradt

Als „krankhafte Erscheinung, die durch Vorstellungen verursacht“ wird, so definierte der Psychiater Paul Möbius vor über 120 Jahren die Hysterie. Demzufolge kann man nur hysterisch nennen, wie das CDU-Präsidium reagierte, als vergangene Woche die bevorstehende Gründung eines konservativen „Berliner Kreises“ innerhalb der Union gerüchteweise durch das politische Berlin waberte. Noch ist überhaupt nichts Konkretes über diesen numinosen Kreis bekannt; weder wer dazugehört, noch was er programmatisch zu vertreten gedenkt. Und dennoch: heftigste Gegenwehr im Adenauer-Haus. Generalsekretär Gröhe zetert, Fraktionschef Kauder motzt, und Wolfgang Schäuble zieht mephistophelisch die „rote Linie“, die nicht überschritten werden dürfe (sonst was – Parteiausschluß, Exekution ...?).

Natürlich ängstigt sich niemand in der CDU-Führung wirklich vor einem „Kreis in Gründung“, ob nun mit oder ohne Geschäftsführer, mit oder ohne „Prominenz“. Die heftigen Reaktionen sind nur zu erklären als ein klares Signal in Richtung möglicher Interessenten, die ihren innerparteilichen Karrierehöhepunkt noch nicht erreicht haben: Seht euch vor! Wer an der Weiche nach rechts abbiegt, begibt sich auf das Abstellgleis; nicht wegen politischer Inhalte, sondern aus Machtkalkül. Zur Zeit sind die Konservativen innerhalb der CDU einfluß- und außerhalb chancenlos. Traurig, aber wahr.

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