© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

Ich pöble, also bin ich
Familienehre: Jutta Ditfurth, Karl-Theodor zu Guttenberg und die Tradition
Andreas Wild

Deprimierendes bei der letzten Talkshow „Hart aber fair“. Man sprach unter anderem über Karl-Theodor zu Guttenberg und seine Bemühungen, wieder in die hohe Politik hineinzukommen. Eine der Teilnehmerinnen, Jutta (von) Ditfurth, machte sich in drastischster Weise über ihre Diskussionspartner lustig, weil die darüber stritten, ob sich der Baron der „demokratischen Öffentlichkeit“ nun in seinem Sinne richtig oder falsch neu andiene. Solche Diskussion, sagte Ditfurth, sei „reiner Quatsch“, es gehe um ganz andere Dinge.

Es gehe, so die überzeugte Adels-Dissidentin, einzig darum, daß Karl-Theodor von seinem „hochvornehmen“ Clan aufgefordert worden sei, sich in dessen Augen wieder ehrbar und zugehörig zu machen; andernfalls drohe ihm Ausschluß aus der Familien-Chronik. Die Causa Guttenberg sei also gar kein modernes, demokratisches Thema, sondern eine lächerliche Vorgestrigkeit, ein Tanz unter Puppen, die nur noch fürs Kabarett gut seien.

Der Zuhörer konnte nur noch den Kopf schütteln. Wieso soll es lächerlich und geradezu kriminell sein, wenn eine Familie mit ehrwürdiger Tradition darauf achtet, daß keiner ihrer Angehörigen ihren jahrhundertealten Comment des Anstands und der Vornehmheit verletzt? Genau das Gegenteil wäre doch fatal: daß einer solchen Comment bewußt ignoriert und übertritt – und sich dabei dennoch in der Gewißheit wiegen kann, daß seine Familie ihn schon schützen beziehungsweise heraushauen wird.

Der Hohn der Frau Ditfurth über die Familie derer zu Guttenberg sollte den sündigen Baron besonders hart und gleichsam definitiv treffen. Getroffen wurde aber nur die Hohnsprecherin selbst. Sie verfügt offenbar nur noch über eine banale Pöbelgesinnung, die nicht einmal in den Rahmen anspruchsvoller Demokratie paßt. Die übrigen Gesprächsteilnehmer von „Hart aber fair“ gingen rasch und kommentarlos darüber hinweg.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen