© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

Leserbriefe

Zu: „ Das Ruder herumreißen“ von Michael Paulwitz, JF 50/11

Bestand nur als Staatenbund

Die Europäische Union ist ein geglücktes Faktum, kann aber nicht durch sentimentale Reden, wie kürzlich durch Helmut Schmidt geschehen, zusammengehalten werden, sondern nur durch realistisches Handeln. Der größte Fehler war, den Euro als gemeinsame Währung in Staaten mit gravierend unterschiedlicher wirtschaftlicher Situation einzuführen. Der Unterschied im Bruttoinlandsprodukt pro Kopf beträgt zum Teil über 500 Prozent. Europa hat nur Bestand als Staatenbund, niemals als Bundesstaat. Das wäre der Untergang Europas!

Alle gegenwärtigen Versuche, vor allem von SPD, Grünen und Linken, über Euro-Bonds und sonstigen Unsinn eine Gemeinschaftshaftung für bankrotte Länder einzufädeln, sind nicht nur rechtswidrig, sondern machen den Euro zum Spaltpilz Europas. Es ist nicht länger einzusehen, weshalb die leistungsfähigen Länder mit ihren Steuergeldern andere Staaten finanzieren sollen, während bei uns die Armut die 10-Prozent-Marke bereits überschritten hat und unsere Armen inzwischen schlechter leben als die von uns finanzierten Bürger bankrotter Staaten. Ein solches Europa wollen wir nicht!

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „‘Der Widerstand gegen den Euro wächst’“, Interview mit Beatrix von Storch, JF 50/11

Zivile Koalition in Ungarn

In Ihrem Beitrag über Beatrix von Storch beschreiben Sie die Ziele ihrer Bewegung „Zivile Koalition für Deutschland“ wie folgt: Orientierung auf die Familie, Abbau der Staatschulden, Steuervereinfachung, Reorganisation des Bildungswesens. Genau diese Themen bilden das Rückgrat der Politik der jetzigen ungarischen Regierung von Viktor Orbán. Deshalb wird er von der linksliberalen Seite mit allen Mitteln der Verunglimpfung angegriffen. Leider unterstützten die deutschen Medien diese Kampagne besonders eifrig. Ungarn hat den Kommunismus bekämpft und will sich der „Neuen Weltordnung“ auch nicht kampflos ergeben.

Dr. Ivan Antal Kausz, Uttenreuth

 

 

Zu: „Schwierige Risikoabwägung“ von Michael Martin, JF 50/11

Falsche Bezeichnung

Die Bezeichnung „jüngst aufgedeckte Mordserie“ ist einfach falsch. Die damit gemeinten Kriminalfälle sind seit langem bekannt. Neu daran ist nur, daß sie „jüngst“ anderen Tätern zugeschrieben werden. „Aufgedeckt“ ist noch lange nicht, ob sie es auch wirklich waren. Auch der Zusammenhang mit der NPD ist nicht geklärt.

Volker Wittmann, Gauting

 

 

Zur Meldung: „Mehr Zuwendungen für Holocaust-Überlebende“, JF 50/11

Gegen jede Kritik immun

Bei Ihrer Meldung fehlt mir der Hinweis, daß parallel im Staatsvertrag Deutschlands mit dem Zentralrat der Juden (ZdJ) am 30. November 2011 die jährlichen Zuwendungen von fünf auf zehn Millionen Euro verdoppelt wurden. Dabei wäre Kritik angebracht. Denn der ZdJ definiert sich fast ausschließlich über den Holocaust. Besonders stört mich, daß der ZdJ meint, er sei gegen jede Kritik immun und hätte die alleinige Interpretationshoheit.

Yilmaz J. Eisensohn, Reutlingen

 

 

Zu: „Harmonischer als behauptet“ von Georg Meyer, JF 50/11

Verteidigungsminister respektlos

Das Bild zu diesem Artikel spricht Bände. Der damalige Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt hält es nicht einmal für ein Gebot der geringsten Höflichkeit, seinen Glimmstengel (bei der Truppe „Kotzbalken“ oder „Lungentorpedo“ genannt) wenigstens bei einem Gespräch mit einem Portepeeunteroffizier aus dem Mundwinkel zu nehmen. Und noch mehr: Er faßt diesen Oberfeldwebel auch körperlich an – eine Todsünde im Umgang mit Untergebenen. Diese des öfteren gezeigte herablassende Haltung war einfach entwürdigend und hat nicht gerade zu Respekt verholfen.

Hans Daxer, Marquartstein

 

Ebern liegt in Unterfranken!

Berlin ist von Franken weit weg. Das zeigt das Foto von Helmut Schmidt in der mittlerweile aufgelassenen Kaserne in Ebern, wo es in der Untertitelung heißt, daß „Ebern in Oberfranken“ liege. Zwar ist die Bezirksgrenze nicht weit davon entfernt, doch liegt die ehemalige Kreisstadt immer noch in Unterfranken.

Paul Pfeiffer, Bad Königshofen

 

 

Zu: „Das Leben wird vergesellschaftet“ von Mechthild Löhr, JF 49/11

Fragwürdiger Lebensschutz

Frau Löhr ist einerseits die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), aber andererseits polemisiert sie gegen den parteiübergreifenden Bundestagsbeschluß, alle Erwachsenen zu fragen, ob sie im Falle ihres Todes bereit sind, ihre Organe für Kranke zu spenden, die diese Hilfe dringend benötigen. Sie nennt dies „einen massiven Eingriff in die persönliche Integrität“. Frau Löhrs Standpunkt ist fatal-letal: verantwortungslos, lebensfeindlich und unchristlich.

Prof. Dr. Dr. Hans E. Müller, Braunschweig

 

Hirntote in Wahrheit lebendig

Der Organspendeausweis betrifft Organspenden nach dem Tod des Spenders. Dabei wird der sogenannte Hirntod als der Zeitpunkt angesehen, von dem an Organe entnommen werden dürfen. Zahlreiche Experten erkennen aber den Hirntod nicht als wirklichen Tod des Menschen an, sondern sagen, daß Hirntote in Wahrheit noch leben.

In den USA hat die „President’s Commission on Bioethics“ im Dezember 2008 die Gründe, die bislang zur Rechtfertigung des Hirntodkonzepts angeführt wurden, als irrtümlich zurückgewiesen. Das Hauptargument, auf dem die Definition beruhe, sei dementsprechend empirisch widerlegt (FAZ, 14. September 2010). In Deutschland wird dies weder in der Politik noch in den sogenannten Fachkreisen öffentlich diskutiert. Die Internetseite www.organspende-aufklärung.de bietet hierzu wichtige Informationen.

Dr. med. Winfrid Gieselmann, Mühlacker

 

Weg zur totalen Ausschlachtung

Wenn der Staat sich über das von seinen Bürgern Erwirtschaftete hermacht, um es an die zu verschwenden, die für die ihnen zugedachten Wohltaten keinen Finger zu rühren brauchen und als Dank dafür auch noch das staatstragende Volk beschimpfen, ist es folgerichtig, auch die fleischliche Hülle der Leistungsträger nach deren Ableben, besser noch nach Eintritt der Arbeitsunfähigkeit, zwecks Ersatzteilgewinnung auszuschlachten.

Doch wer nun glaubt, wenigstens über seinen Geist frei verfügen zu können, sieht sich ebenfalls bitter getäuscht. Durch Verleumdungen, Täuschungen und Verdrehungen werden die Gehirne solange geknetet, bis sie die gewünschte Form erlangt haben. Vorsorgende Strafandrohung verhindert, daß unliebsame Gedanken dieser geistigen „Leibeigenschaft“ entschlüpfen können.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: „Deregulierung um jeden Preis“ von Karl Albrecht Schachtschneider, JF 49/11

Ausrede für eigene Versäumnisse

Die Debatte über das VW-Gesetz wird populistisch geführt und soll erstens davon ablenken, daß Deutschland den marktwirtschaftlichen Regeln zugestimmt hat, zweitens, daß Niedersachsen es versäumte, zu Zeiten niedriger Aktienkurse seinen Anteil aufzustocken, und drittens, daß Gewerkschaften und andere Standortinteressierte keine ausreichend starke Interessenvertretung (Verein oder Fonds) aufgebaut haben, um ergänzend Anteile zu erwerben oder sich Stimmrechte abtreten zu lassen.

Marktwirtschaftliche Regeln dienen Deutschland als Exportnation. Wer Standortsicherung betreiben will, muß dies im Rahmen dieser Regeln tun. Die augenblickliche Debatte schadet letztlich Deutschland.

Peter Heine, Salzgitter

 

 

Zu „Eine parasitäre Firma“ von Hans-Hermann Hoppe (JF 49/11)

Sicherheitsproduktion vergessen

Selbst Anhänger der Österreichischen Schule und des Ordo-Liberalismus eines Eucken (Freiburger Schule), stimme ich mit Hoppe zu 80 Prozent überein. Gar nicht einverstanden bin ich mit dem Satz: „Der Staat ist keine produktive, sondern eine parasitäre Firma.“ Ein funktionierender und gut geführter Staat ist sehr wohl produktiv. Er produziert im weitesten Sinne des Wortes Sicherheit.

Ob es um die Sicherheit vor Bedrohungen der Bürger von außen oder um die innere Sicherheit geht, immer ist das organisierte Gemeinwesen gefordert und zuständig. Gleiches gilt für die Rechtssicherheit in allen Bereichen. Und ohne sichere, sprich: geschützte Regelwerke wäre kein gedeihliches Wirtschaften und kein – mehr oder weniger freier – Markt möglich. Der Staat ist also hochproduktiv!

Gerulf Stix, Ampass / Tirol

 

 

Zu: „Die Abschaffung der weißen Welt“ von Thorsten Hinz, JF 49/11

Deutsche „Underdogs“ nach 1945

Laut Hinz gehören die Deutschen zur von den entfesselten Kolonialvölkern „bedrohten westlichen Welt, andererseits sind sie spätestens seit 1945 gleichfalls Kolonisierte.“ Deswegen waren farbige GIs kurz nach Kriegsende oftmals freundlicher zu den Deutschen, da sie einen ähnlichen „Underdog-Status“ hatten wie diese.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Kommentarfunktion wurde abgeschaltet“, Kolumne von Toni Roidl, JF 49/11

Zwischen Billionen und Milliarden

Sie schreiben, daß die Firmen „jährlich zwei Billionen US-Dollar für Personendaten von Internetnutzern“ zahlen. Diese Zahlenangabe ist mißverständlich, weil sie zu Verwechslungen führt – oftmals typisch für die unzureichenden Kenntnisse im englischen Zahlensystem. Dort entspricht „one billion“ im deutschen „einer Milliarde“, und nicht einer Billion.

Bernhard Benzel, Karlsbad

 

 

Zu: „Frisch gepreßt: Ilja Ehrenburg“, JF 49/11

Alte indoktrinierte Seilschaften

Es gibt immer niederträchtige armselige Spinner, die wie hier an einer Ehrenbezeugung für Ilja Ehrenburg festhalten, indem sie eine nach ihm benannte Straße nicht umbenennen wollen. Diesen alten indoktrinierten Seilschaften aus der SED/PDS-Zeit, die ihren Mitbürgern ihr verqueres Geschichtsbild aufdrängen, fehlt es vor allem an Menschlichkeit.

Bei der Ungeheuerlichkeit seiner Haßgesänge verbietet sich auch, einen wohlwollenden Blick auf den Schriftsteller zu werfen. Auf Betreiben von Stalin hat Ehrenburg sofort nach Beginn der Kriegshandlungen am 22. Juni 1941 permanent dazu aufgerufen, „alle Deutschen zu töten, die in unser Land eingedrungen sind“, „sie ganz einfach zu vernichten“, „die menschenfreundliche Mission zu erfüllen“, damit „die Arbeit von Pasteur“ und aller Wissenschaftler, „die die Mittel zur Vernichtung tödlicher Mikroben entdeckten“, fortgesetzt werde (Joachim Hoffmann: Stalins Vernichtungskrieg 1941–1945). Seine schlimmen, ja kranken Pamphlete verfehlten ihre Wirkung nicht. In dieser Pogromstimmung haben die Kommissare und die Rote Armee blindlings und bestialisch gemordet und gemeuchelt, jenseits der Genfer Konvention oder der Haager Landkriegsordnung.

Kurt E. Goldmann, Altenglan

 

 

Zu: „Rationale Argumente statt Glaubensinhalte“ von Klaus Peter Krause, JF 49/11

Entwarnung durch Weinchronik

Wie bewältigte man eigentlich vor 471 Jahren die damaligen Umwelt- und Klimakatastrophen? Ein Blick in die Weinchroniken zeigt, daß es damals einige Jahrzehnte lang eine gute Weinernte gab, was auf eine langanhaltende Warmphase schließen läßt. So gab es von 1526 bis 1535 ungewöhnlich warme, schneearme Winter, der Jahrgang von 1525 war so gut, daß er noch 1730 im Straßburger Spitalkeller ausgeschenkt wurde. Auch 1540 war ein extrem trockener Sommer, der Rhein trocknete aus und die ausgedörrten Trauben schrumpelten am Stock zusammen.

Der hohe Zuckergehalt machte den Wein dafür extrem haltbar. Ein 1540er war bei einer Raritätenprobe 1961 zu London noch trinkbar. Dies sind nur einige Beispiele. Autos gab es damals nicht, der industrielle CO2-Ausstoß hielt sich in Grenzen, der des Hausbrandes ebenfalls. Kurzum: Einen Emissionshandel gab es natürlich nicht. Was hat man damals besteuert, subventioniert oder verboten, um wieder ein „normales“ Klima zu bekommen?

Rolf Ihsen, Enger

 

 

Zu: „Stalinscher Stahlkoloß von der Stange“ von Paul Leonhard, JF 47/11

Synonym für „Barbarossa“-Wende

Ein interessanter und faktenreicher Artikel! Sicherlich spielte der T-34 in den Alpträumen meines verstorbenen Vaters eine Rolle, mußte er doch als ständiges Mitglied einer Nachhuteinheit oft hilflos miterleben, wie eben jene T-34 Flüchtlingstrecks zu Brei verwandelten.

Doch bei allen Schwächen war der T-34 wohl eine Revolution im Panzerbau und hat den deutschen „Wunderpanzer“ seiner Zeit, den Panther, maßgeblich beeinflußt. Viele ehemalige Kameraden meines Vaters hatten mit einer gewissen Ehrfurcht von diesem – zusammen mit der Stalinorgel – Synonym für die Wende im Unternehmen Barbarossa gesprochen und sich im Gedenken an schreckliche Begegnungen eine frühere Erfindung der Panzerfaust gewünscht. Wenn der sogenannte „Panzerspezialist“ Ralf Rath den T-34 für „eine bequeme Entschuldigung für verlorene Schlachten“ hält, dann hätte ich ihm einen Kurz­aufenthalt im Kessel von Tscherkassy/Korsun oder am Baranow-Brückenkopf gewünscht. Dort hätte er meinen Vater beruhigen und davon überzeugen können, daß das mit dem T-34 alles halb so wild ist!

Werner Linn, Feilbingert

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