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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/11 / 16. Dezember 2011
Blick in die Medien Bild ist superklug und weiß immer alles als erste. Vor einer Woche brachte die Zeitung mit den großen Buchstaben eine „Enthüllungsgeschichte“ über Hans-Olaf Henkel, der als „Trittbrettfahrer“ und „Wendehals“ beschimpft wird. Geschrieben von Nikolaus Blome – dem Bild-Hauptstadtchef, der regelmäßig mit dem Linksaußen der deutschen Medienlandschaft, Jakob Augstein (Der Freitag), gemeinsam eine Phoenix-Sendung gestaltet. Ausgerechnet Bild! Während Henkel einen Fehler gemacht hat, den er jetzt bereut und wiedergutzumachen versucht, ändert Bild ihre Meinung regelmäßig. Gerade zum Thema Euro hat wohl kaum eine Zeitung so eine Dauermetamorphose hinter sich wie Bild: 1998 klärte sie ihre Leser auf: „Darum brauchen wir den Euro“. Der „Wunder-Euro“ werde uns noch mehr Stabilität als die D-Mark und neue Arbeitsplätze bringen. Soweit die optimistischen Voraussagen. Bild und Henkel vollzogen beide 2010 den Wechsel. Angesichts der Schuldenkrise kam Henkel zur Überzeugung, daß der Euro falsch konstruiert sei. Bild hingegen haut seitdem zur Auflagensteigerung auf die nationalistische Pauke, warnt regelmäßig vor „Pleite-Griechen“ und klärt über die „Euro-Lüge“ auf. Auf den ersten Blick paßt zwischen Bild und Henkel kein Blatt. Warum also diese Schmähberichterstattung über den eigenen Ex-Kolumnisten? Der Grund liegt auf der Hand: Henkel hat mehrfach angekündigt, eine neue Euro-kritische Partei zu gründen. Offenbar traut Bild ihm so ein Projekt zu. Eine solche neue Partei, die im Revier von Union und FDP wildern würde, wäre nicht im Sinne der mit den Mächtigen fest verbandelten Boulevardzeitung. So hat Blome einen Warnschuß abgegeben, um Henkel zu zeigen, was ihm alles droht, wenn er Ernst machen sollte. Henkel keilt zurück: Die Vorwürfe sind infam und hinterhältig, schimpft er in einem Schreiben an Freunde und Wegbegleiter. Zu Recht. |