© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

Frisch gepresst

Gottfried Benn. Ein „völlig neuer Gottfried Benn“ sei mit Holger Hofs Biographie zu entdecken, trommelt die Verlagswerbung. Und ein verzückter Andreas Kilb peitscht in seiner FAZ-Besprechung (Ausgabe vom 29. Oktober) die Erwartungen ins Unübertreffliche, wenn er diese Arbeit zwar nicht als „Schlußstein der Benn-Biographik“ anpreist, aber lobhudelt, sie komme dem Ideal „einer unverzerrten Darstellung dieses zwischen Bierdunst und Ätherluft schwebenden Poetenlebens ziemlich nah“. Tatsächlich präsentiert der zitatengesättigte Band den inzwischen fast kumpelhaft vertrauten Benn der jüngeren Biographien von Gunnar Decker (2006), Joa-chim Dyck (JF 28/06) und des von Hof selbst vorgelegten opulenten Bilderbuchs zu Leben und Werk des „Radardenkers“ (JF 49/07). Bei der Werkdeutung fällt Hof jedoch hinter das erreichte Niveau der Benn-Forschung zurück, und über den Dichter als politischen Zeitgenossen gibt es keine neuen Aufschlüsse. Daß der dreimal verheiratete Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Damenwelt sehr zugetan war und daß Beziehungs- wie welthistorische Krisen bei ihm poetische Schübe auslösten, bedurfte ebenfalls keiner neuerlichen Bestätigung. (wm)

Holger Hof: Gottfried Benn. Der Mann ohne Gedächtnis. Eine Biographie. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2011, gebunden, 539 Seiten, Abbildungen, 26,95 Euro

 

Bayerisch. Nicht nur für Einheimische längst ein Geheimtip ist der Wendelsteinkalender, das Heimatbuch im Jahreslauf. Die wachsende Auflage bestätigt, daß der Kalender in seiner konservativen Grundausrichtung eine Lücke in der sonstigen bayerischen Literatur gefunden hat. Das traditionelle Kalendarium gehört ebenso dazu wie Berichte rund um den Wendelstein, die Region um Rosenheim und den Chiemgau. Dazwischen die beliebten Kurzgeschichten bekannter bayrischer Autoren sowie der alljährliche Besuch bei einer Persönlichkeit aus dem bayrischen Kulturleben. Aber auch Liebhaber der bayerischen Geschichte kommen nicht zu kurz. So erfährt man, wie die erste deutsche Hochgebirgs-Zahnradbahn gebaut wurde, die bis heute auf den Wendelstein führt. Oder was es für eine Bewandtnis mit den sogenannten Itaker-Höfen im Rosenheimer Land hat, die so ganz anders gebaut sind als die sonstigen Chiemgauer Höfe. Dazu erfährt der Leser, wie viele französische Begriffe trotz der Anglizismen-Manie immer noch zum sprachlichen Alltag in Bayern gehören. Mit seinem guten Preis-/Leistungsverhältnis eignet sich dieses Heimatbuch als gehaltvolles Weihnachtsgeschenk in einer Zeit sich wandelnder Wertevorstellungen. (WHAS)

Der Wendelsteinkalender 2012: Ein altbairisches Heimatbuch, 53. Jahrgang. Wendelstein Verlag, Rosenheim 2011, broschiert, 172 Seiten, 8,40 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

9. Dezember 1951: Die Volksabstimmung in den durch die Besatzungszonen von USA und Frankreich entstandenen drei Ländern Württemberg-Baden, Baden und Württemberg-Hohenzollern votiert mehrheitlich für die Gründung eines Südweststaats.

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