© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

EU und Zuwanderung als Hauptthemen
Das Bignasca-Imperium: Rechtspopulistische Zeitungen in der italienischen Schweiz seit zwei Jahrzehnten erfolgreich
Paola Bernardi

In der Idylle des Schweizer Tessins wirken die auftrumpfenden Schlagzeilen von Il Mattino della Domenica wie Kriegsbulletins. Die Wochenzeitung der rechtspopulistischen Lega dei Ticinesi ist aufdringlich und laut. Das Blatt funktioniert nach den Regeln des knalligen Boulevardjournalismus, wirkt wie ein rüder Italo-Western im Schweizer Blätterwald.

Vor 21 Jahren gründete der Luganer Bauunternehmer Giuliano Bignasca dieses Gratis-Sonntagsblatt, dessen Auflage 50.000 Exemplare beträgt. Hinzu kommt noch MattinOnline, der vor allem von jungen Besuchern angeklickt wird. Doch nicht genug damit, hat doch der Lega-Gründer noch ein weiteres Gratisblatt auf die Beine gestellt: 10minuti, eine Konkurrenz zu der Pendlerzeitung 20minuti.

Das Rezept ist simpel: Bignascas Zeitungen schauen den Leuten „aufs Maul“. Sie sind eine grelle Alternative zur politisch korrekten Presse. Die zentralen Anliegen sind die illegale Einwanderung, Ausländerkriminalität und immer wieder der Kampf gegen die EU, dem sich der Populist Bignasca verschrieben hat. Daß das Konzept aufgeht, zeigen die Ergebnisse der Nationalratswahlen, wo die Lega im Tessin zwei Sitze erringen konnte.

Dieser Erfolg läßt die Gegner nicht ruhen: Eine Vereinigung namens „Bel Ticino“ wendet sich gegen den Boulevardstil Bignascas und schaltet Anzeigen in der Tageszeitung Corriere del Ticino mit dem Aufruf „Brechen wir das Schweigen der Zivilgesellschaft und die Akzeptanz der Mattino-Schikanen“. Bei den Unterstützern finden sich auch der Bischof von Lugano und die Tessiner Regierungspräsidentin Laura Sadis (FDP). Diese Gruppe fordert, daß die Verbreitung des Mattino auf den Schulhöfen verboten wird. Ebenso appellieren sie an die Anzeigenkunden, sich von diesem Blatt fernzuhalten. Und sogar ein mediales Kuckucksei wurde jetzt fabriziert, das Bignasca und seine Mitarbeiter im exakt gleichen Boulevard-Stil verunglimpft. Urheberschaft bisher unbekannt.

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