© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

Zeitschriftenkritik: Eigentümlich frei
Akademisches Lumpenproletariat
Werner Olles

Die empörenden Vorgänge am Historisch-Kulturwissenschaftlichen Zentrum der Universität Trier bilden den Schwerpunkt der Dezember-Ausgabe von eigentümlich frei. Der renommierte israelische Militärhistoriker Martin van Creveld hatte am 17. Oktober in einer Gastvorlesung zum Thema „Männer, Frauen, Kriegsspiele und Kultur“ gesprochen. Im Anschluß daran warfen linke Studentengruppen dem Professor vor, seine Thesen seien „frauenfeindlich, antiisraelisch und militaristisch“ (JF 45/11). Es folgte, wie leider üblich in der von Political Correctness verseuchten Bundesrepublik, das Einknicken der Hochschulleitung vor dem akademischen Lumpenproletariat. Völlig zu Recht schreibt ef-Herausgeber André F. Lichtschlag in seinem Beitrag über die infamen Angriffe auf den jüdischen Gelehrten und „die hündische Haltung der Uniführung vor dem studentischen Mob“, daß den anmaßenden linken Sudenten in einer freien Universität Zeit zur Besinnung durch Exmatrikulation gegeben worden wäre, und in einem freien Land Bild, Spiegel und Tagesschau so lange berichtet und scharf kommentiert hätten, bis die Trierer Universitätsleitung zurückgetreten wäre. Aber, so schließt der Autor: „Deutschland ist nicht Israel. Und an den Universitäten sind Disputationen heute unerwünscht.“

„Über die Gnade, vor lauter Bildung immer dümmer werden zu dürfen“, und die studentische „Kultur“ berichtet auch Benno Ohm. In seiner Jugend autonomer Aktivist, kennt er die „Parallelwelt, die das Studentenleben immer noch allen bietet, die sich als Kämpfer für das Gute betrachten“, recht genau. Tatsächlich werde der akademische Autonome vor lauter Bildung immer dümmer und wandele sich dabei wieder zum Kind: „Er studiert Hochliteratur und lebt dabei das Schundheft aus.“ Selbst die Beschäftigung mit Texten, die so komplex und anspruchsvoll sind, daß allein ihre Dechiffrierung bereits herausragende intellektuelle Fähigkeiten ausbildet, befähige sie anschließend eher „zum Comichelden, die Faust mit dem Lichtblitz nach vorn“, anstatt „aus ihrer neu gewonnenen intellektuellen Kompetenz die Reife des gelehrten Zweifels zu entwickeln.“ Fasse man alle Slogans und Forderungen zusammen, die einem beim Spaziergang durch das Unigebäude – inklusive einer genauen Inspektion der Klowände – begegneten, entfalte sich „die grausige Utopie einer geschlechtslosen, veganen, neosozialistischen Diktatur, in der zur Unterhaltung experimentelles Theater und schlechter Punkrock gespielt werden“.

Eine kleine „Konkurrenzbeobachtung“ der politischen Monatsmagazine in Deutschland vergleicht so unterschiedliche Zeitschriften wie Konkret, Cicero, Compact, Zuerst und ihre Macher und kommt dabei zu dem Ergebnis, daß sich Jürgen Elsässer (54) und Manuel Ochsenreiter (35) von den Senioren Hermann L. Gremliza (71) und Michael Naumann (70) hauptsächlich durch ihre gute Laune und gelegentliches Augenzwinkern in ihren Blättern unterscheiden.

Kontakt: Eigentümlich frei, Lichtschlag Medien und Werbung, Schanzenstr. 94, 40549 Düsseldorf. Das Einzelheft kostet 8,20 Euro, ein Jahresabo für zehn Hefte 78 Euro. www.ef-magazin.de

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