© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

„Ein Schlag für die Demokratie“
Österreich: „Antifaschisten“ bejubeln Sieg über Wiener Korporationsball / Hofburg verweigert Räume ab 2013
Curd-Torsten Weick

Die linken Kämpfer der „Offensive gegen Rechts“ kamen ins Schwärmen: „Wir freuen uns natürlich sehr über diese Entwicklungen. Es zeigt sich, daß sich antifaschistischer Widerstand auszahlt, auch wenn es eines sehr langen Atems bedarf“, erklärte das Aktionsbündnis, dessen Ziel es ist, den jährlich stattfindenden Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) in der Hofburg zu verhindern. „Rechtsradikalismus hat in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz“, betonte parallel dazu die SPÖ-Politikerin Petra Bayr, während der Grüne David Ellensohn die Wirkung der jahrelangen Proteste des „antifaschistischen Österreichs“ lobte.

Grund für die Freude: Kurz zuvor hatte die Wiener Hofburg Kongreßzentrum BetriebsgmbH am Freitag vergangener Woche mitgeteilt, dem WKR ab dem Jahr 2013 keine Räume mehr zur Verfügung zu stellen. Begründet wurde die Absage mit der „aktuellen politischen und medialen Dimension“, die die Abhaltung des Balles in den letzten Jahren angenommen habe.

Seit Jahren protestieren linke und linksautonome Gruppierungen gegen den jeweils am Freitag vor dem letzten Samstag im Januar stattfindenden Ball der studentischen Corps, Burschenschaften, Landsmannschaften und weiterer studentischer Korporationen. Hierbei kam es jeweils zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Früh nahm der Prozeß seinen Lauf. Mitte November kritisierte die „Pressure Group“ SOS Mitmensch den Umstand, daß eine „rechtsextrem durchsetzte Vereinigung am Holocaust-Gedenktag in einem staatstragenden Gebäude wie der Hofburg ein Fest abhält“, als „unerträglich“. Knapp zwei Wochen später folgte dann die Erfolgsmeldung: „Hofburg-Mitgesellschafter Casinos Austria spricht sich gegen Rechtsextremen-Ball aus“. Sprecher Martin Himmelbauer habe gegenüber SOS Mitmensch erklärt, „Organisationen, die die nötige Distanz zu einschlägigem Gedankengut vermissen“ ließen, „keine Bühne“ geben zu wollen.

Während SOS Mitmensch sich über den „Etappensieg“ freute und auf den „skandalösen“ Balltermin am 27. Januar 2012 verwies, sprach der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) gegenüber der JUNGEN FREIHEIT von einem schweren „Schlag für Demokratie und Bürgerrechte“, der so „nicht hingenommen werden“ könne. Nun gehe es darum, den Betreibern klarzumachen, daß es „nicht angehen kann, wirtschaftliche Entscheidungen auf politischen Druck zu treffen“.

Parallel dazu riefen die Ballorganisatoren dazu auf, der „demokratiefeindlichen und dreisten Vorgehensweise“ mit aller Entschlossenheit entgegenzutreten, und ersuchen nun darum, ein persönliches Protestschreiben an die Eigentümer der Wiener Hofburg zu senden.

www.wkr-ball.at

www.hofburg.com

Foto: Noblesse und Tristesse: Einzug des Jungdamen- und Jungherrenkomitees auf dem Ball des Wiener Korporationsringes 2011 in der Hofburg und der „antifaschistische“ Protest (l.)

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