© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Frisch gepresst

Ilja Ehrenburg. Er war der klassische Typ des Schreibtischtäters. Der Sowjet-Schriftsteller hat nie deutsche Zivilisten getötet oder deutsche Frauen vergewaltigt. Aber er hat andere mit seinen Haßtiraden dazu aufgestachelt. Nach heutigen Maßstäben müßte er sich dafür vor Gericht verantworten, meint Ingo von Münch. Der Staatsrechtler und FDP-Politiker „kann bis heute nicht begreifen“, warum es in Rostock eine nach Ehrenburg benannte Straße gibt. Sein Aufsatz über Ehrenburg ist der zentrale Text in dem Buch „Ilja Ehrenburg – Töte“ über den Rostocker Straßennamenstreit. Ehrenburg wußte von den Verbrechen Stalins, inszenierte sich aber später als kleines Zahnrad im stalinistischen Getriebe. In Wahrheit war er ein vom Diktator hochgeschätzter Autor, der mit einem „ungewöhnlich intensiven Haß“ auf alles Deutsche die Rotarmisten aufgestachelt habe. Die politische Linke hingegen hält noch immer an Ehrenburg fest. Der Rückhalt in der Bürgerschaft der Hansestadt geht jedoch verloren (JF 44/11). Diese Dokumentation des Rostocker Historikers Fred Mrotzek ist ein in dieser Art einzigartiger Beitrag zu der Debatte um Ehrenburg im allgemeinen und dem fragwürdigen Straßennamen im besonderen. (rg)

Fred Mrotzek: Ilja Ehrenburg – „Töte!“ Verlag und Medien GbR, Rostock 2011, broschiert, 256 Seiten, 15 Euro

 

Klosterleben. In der mittelalterlichen Geistes- und Sozialgeschichte nehmen die Klöster Nord­elbiens nur eine Randstellung ein. Was aber keineswegs mit deren Bedeutungslosigkeit zu verwechseln ist, wie eine am 4. Dezember zu Ende gehende Ausstellung in der Kieler Landesbibliothek zeigt. Den entscheidenden Anteil, den das vermeintlich weltabgeschiedene Klosterleben der Herzogtümer Schleswig und Holstein wie der Hansestatdt Lübeck hatte, arbeiten die Studien des zu dieser Schau verfaßten und vorzüglich ausgestatteten Begleitbandes heraus. Den zumeist farbig illustrierten Aufsätzen schließt sich eine Prosopographie an, die vier Persönlichkeiten aus der Klostergeschichte des 13. bis 16. Jahrhunderts porträtiert. Ein von Ahrensbök bis Uetersen die Klöster mit Chronologie und bibliographischen Angaben zum Forschungsstand aufreihendes Register rundet das Werk ab. (wm)

Jens Ahlers, Oliver Auge, Katja Hillebrand (Hrsg.): Glauben – Wissen – Leben. Klöster in Schleswig-Holstein. Selbstverlag der Landesbibliothek, Kiel 2011, gebunden, 328 Seiten, Abbildungen, 39 Euro

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