© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Meldungen

„Wir haben zur Zeit eine Staatsanleihenblase“

TÜBINGEN. Bei der Auktion zehnjähriger Bundesanleihen konnten vorige Woche statt der geplanten sechs Milliarden Euro lediglich Papiere im Volumen von knapp 3,9 Milliarden Euro verkauft werden. Den Ökonomen Joachim Starbatty hat das nicht überrascht: „Was wir zur Zeit haben, ist eine Staatsanleihenblase. Wenn man sich vorstellt, daß zweijährige Papiere in Deutschland nur 0,25 Prozent bringen, das ist ja geradezu lachhaft, wenn wir die Inflationsrate nehmen. Insofern werden wir noch einige Wunder da erleben“, warnte der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM) im Deutschlandfunk. Auch die deutsche Kreditwürdigkeit gerate angesichts von zwei Billionen Euro Staatsverschuldung in Gefahr. Die Bundesregierung müsse in Zukunft wieder höhere Zinsen bieten – was den deutschen Schuldendienst verteuere: „Wir haben jetzt ja – das muß man sich vorstellen – eine Inflationsrate von drei Prozent, bei zehn Jahre laufenden Titeln einen Zinssatz von 2,0 bis 2,1 Prozent. Und da werden noch Steuern drauf gezahlt“, so Starbatty. (fis)

 

Der Geldschmelze folgt die Politik-Kernschmelze

BERLIN. Der Historiker Michael Stürmer hat vor den politischen Konsequenzen der Euro-Krise gewarnt. „Wenn der Euro scheitert, so sagt die Bundeskanzlerin, dann folgt Europa. Sie will damit die Deutschen auf den Weg zu ‘mehr Europa’ zwingen, ungeachtet aller Wagnisse seit Beginn der globalen Finanzkrise und der europäischen Staatsschuldenkrise“, schreibt Stürmer in der Welt. Angela Merkel sollte aber angesichts der milliardenschweren Euro-Rettungsmaßnahmen darauf achten, daß das Vertrauen der Bürger nicht vollends verlorengehe: „Eine Währung ohne Vertrauen ist keine Währung mehr, sondern nur bedrucktes Papier. Das Schlimmste, was passieren kann, wären Überforderung und Destabilisierung Deutschlands“, so Stürmer. „Schwindet das Vertrauen in gutes Geld, so schwindet auch das Vertrauen in gute Regierung, ja in die Demokratie. Der Geldschmelze folgt, wenn die Erfahrung des 20. Jahrhunderts etwas lehrt, die Kernschmelze der Politik.“ (fis)

 

Zahl der Woche

Auf 4,1 Terawattstunden (TWh) ist der deutsche Nettostromexport im ersten Halbjahr 2011 gesunken. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 10,9 TWh gewesen. 23,9 TWh wurden über die europäischen Stromnetze nach Deutschland ein- und 27,9 TWh ausgeführt. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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