© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Meldungen

„Kaperung des Staates durch Finanzoligarchie“

KÖLN. Der Ökonom und Vermögensverwalter Max Otte glaubt, daß die mächtige Finanzlobby die unausweichliche Staatspleite Griechenlands solange wie möglich verhindern will. In Griechenland herrschten „orientalische Zustände“, eine „Staatsinsolvenz wäre der richtige Schritt gewesen, und zwar ganz am Anfang“, erklärte der BWL-Professor von der FH Worms im Magazin Smart Investor. „Bei einem Schuldenschnitt von 60 Prozent würde ich den Ausfall europaweit auf 130 Milliarden Euro schätzen.“ Doch Griechenland werde nicht abgewickelt, weil „eine Kaperung des Staates durch die Finanzoligarchie“ stattgefunden habe, meinte Otte. „Diese privilegierte Gruppe hat sich als schnellste und stärkste Kaste in der Gesellschaft etabliert.“ So habe der Deutsche-Bank-Vorstands­chef Josef Ackermann vor der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ein „Denkverbot“ hinsichtlich einer Pleite Griechenlands gefordert. Er rechne damit, daß man noch zwei bis drei Jahre so weitermache. „Da viele an dem Drama verdienen, sind die Interessen groß, daß weitergespielt wird“, so Otte, aber „irgendwann sind die Schuldenmengen nicht mehr beherrschbar“. Daher seien Sachwerte sicherer als Geldwerte: Wenn die Welt nicht zusammenbreche, habe man „die Anteile an Unternehmen nach der Währungsreform auch noch“. (fis)

 

Euro-„Elitebonds“ als Vorstufe für Nord-Euro

BRÜSSEL. Die Einführung sogenannter Euro-Elitebonds sollte nach Ansicht der FPÖ ernsthaft geprüft werden. „So, wie sich die Schuldenkrise entwickelt, muß unbedingt verhindert werden, daß die wirtschaftlich erfolgreichen Staaten der Euro-Zone mit in den Abgrund gezogen werden“, erklärte der FPÖ-Europaabgeordnete Andreas Mölzer anläßlich des Treffens der Euro-Finanzminister in Brüssel. Jeder Schritt in Richtung eines Hartwährungsverbundes sei richtig. „Die Euroländer mit der Triple-A-Bewertung, die obendrein als Nettozahler das EU-Werk finanziell am Laufen halten, müssen einerseits von der von den Pleitestaaten ausgehenden Ansteckungsgefahr und andererseits von den fragwürdigen Praktiken der internationalen Ratingagenturen geschützt werden“, so Mölzer. Elitebonds seien aber nur sinnvoll, wenn dabei eine Schuldenunion verhindert werde: „Deshalb muß es zu einer Teilung der Euro-Zone kommen. Um die Entwicklung zu beschleunigen, könnte die Einführung von Elitebonds ein geeignetes Mittel sein, um Fakten zu schaffen, denen sich die Euro-Phantasten nicht widersetzen können.“ (fis)

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